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Inventar-Nr: 00012/5
Objekt: Anzeigegerät


Datumsanzeiger für die Verfilmung mit dem Dokumator-Aufnahme-Tischgerät DAT 16

Dieses "Anzeigegerät" mit einstellbarer Datumsangabe wurde im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden. Die Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, benutzte es, um geöffnete Briefe mit dem jeweiligen Datum auf Mikrofilm aufzunehmen. Die entstandenen Mikroverfilmungen wurden dann zusammen mit der Ablichtung des Antrages auf Ausstellung eines Personalausweises - die sich die Stasi von der Polizei "besorgte" - in speziell dafür hergestellte Aufbewahrungstaschen eingelegt. Die auf diese Weise gespeicherten Schriftproben verwendete die Stasi als Vergleichsmaterial für Fahndungen. Das kleine viereckige "Anzeigegerät" selber besteht aus einem Ober- und Unterteil die beide miteinander verschraubt sind. Um das gewünschte Datum oder eine andere Anzeige zu erstellen, können maximal sechs schmale Metallplättchen bzw. -streifen mit Schriftzeichen (Zahlen oder Buchstaben) in die dafür vorhandenen sechs länglichen Aussparungen gesteckt werden. Damit keine Spuren oder Beschädigungen auf dem Untergrund und der Vorlage zurück blieben auf die man das "Anzeigegerät" legte, beklebte man die Rückseite mit grauem Filzstoff (vgl. auch den Arbeitsplatz mit dem Dokumator-Aufnahme-Tischgerät DAT 16 an dem verfilmt wurde). Als man das Teil sicherstellte war noch das Datum "07.11.89" eingestellt, vermutlich das Datum an dem die Stasi es letztmalig benutzte. Da sich im Oktober und November 1989 abzeichnete, dass sich der Volkszorn nicht nur gegen die Staats- und Parteiführung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), sondern insbesondere auch gegen das MfS richtete, hatten deren Mitarbeiter ab diesem Zeitpunkt damit zu tun die Zeugnisse ihrer Arbeit zu beseitigen. So begannen sie u.a. auch mit der umgehenden massenhaften Vernichtung von Aktenmaterial (in Leipzig nachweislich ab dem 17. November 1989). Das auf der Abbildung abzulesende Datum "04.12.89" wurde erst später eingestellt. Es erinnert an den Tag, an dem mehrere Bürger die Bezirksverwaltung in Leipzig "besetzten" und an dem sich in derselben Nacht das Bürgerkomitee Leipzig konstituierte, das in der folgenden Zeit die Auflösung der Staatssicherheit kontrollierte und sich für die "Rettung" der Stasi-Akten einsetzte.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: 1970er/80er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 7 cm; Höhe: 4,1 cm; Tiefe: ,9 cm
Material: Metall, Kunststoff, Filz
Farbe: weiß, schwarz
Verwendung: Mikroverfilmung von Briefen, Mikroverfilmung von planen Vorlagen und Büchern, Mitverfilmung von Daten






Jede Nutzung der Fotos, auch für private Zwecke, darf nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Bürgerkomitees Leipzig e.V. bzw. des jeweiligen Fotografen erfolgen.
ausgedruckt am 19.04.2024