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Inventar-Nr: 02530
Objekt: Koffer


Maskierungskoffer Maskierungsvariante "Bauarbeiter"

Bei dem schwarzen Attaché- bzw. Diplomatenkoffer handelt es sich um einen speziellen "Maskierungskoffer" aus der Leipziger Maskierungswerkstatt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Er enthält ein fertiges Set für eine bestimmte Verkleidung - in diesem Fall für die Verkleidung als Bauarbeiter. So sind in ihm sämtliche Utensilien vorhanden, die ein MfS-Mitarbeiter brauchte, um sich kurzfristig durch eine "Operative Personenmaskierung" (OPM) in einen Bauarbeiter zu verwandeln: ein blauer Arbeitskittel, ein gelber Schutzhelm und mehrere falsche Bärte. Die Flasche ist mit Propanol gefüllt, in der gelben Dose sind Zellstoff und Vaseline. Ein Spiegel ist im Kofferdeckel untergebracht. Oben am Kunststoffgriff ist ein Schlüsselanhänger mit der Aufschrift "OPM-Koffer" befestigt. Mit der Verkleidungsvariante "Araber" ist aus Leipzig noch ein weiteres fertiges Maskierungsset übeliefert.

Koffer dieser Art wurden vorwiegend von Mitarbeitern der Linie VIII (Beobachtung / Ermittlung) genutzt. Einmal getarnt, sollten die MfS-Mitarbeiter unerkannt, also "konspirativ", zur "Lösung operativer Aufgaben" beitragen, z.B. bei der Observierung bestimmter Personen im Rahmen von "Operativen Personenkontrollen" (OPK) oder "Operativen Vorgängen" (OV). Das MfS sah in der Operativen Personenmaskierung "ein wirksames Mittel zur besseren Wahrung der Konspiration", deren Einhaltung für jeden verdeckt arbeitenden Stasi-Mitarbeiter oberstes Gebot war (vgl. dazu "Legende"). In Lehrgängen schulte die Abteilung VIII ihre Mitarbeiter in den Maskierungstechniken, um diese in die Lage zu versetzen, "sich selbst oder andere Mitarbeiter entsprechend der operativen Aufgaben zu maskieren" (Aus dem Arbeitsplan für den verkürzten Grundlehrgang OPM der Abt. VIII).

Die Maskierungswerkstatt, die sich in einem als Außenstelle des VEB Wärmegerätewerkes Dresden getarnten Haus in der Paul-Heyse-Str. 8 in Leipzig-Schönefeld befand, wurde im Winter 1989/90 im Zuge der Auflösung des MfS vom Bürgerkomitee Leipzig entdeckt. Neben mehreren Maskierungskoffern fanden sich in ihr noch zahlreiche weitere Utensilien zur Operativen Personenmaskierung, u.a. Perücken, Knüpfwerkzeug für die Herstellung von Perücken und Bärten, Modelliermasse für Gesichtsmasken, Gipsabdrücke, Brillen, falsche Nasen und Schminkzeug.


Sammlung: Personenmaskierung
Datierung: 1970er/80er Jahre
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Breite: 48 cm; Tiefe: 38 cm; Höhe: 15 cm
Material: Koffer: Pappe, Metall,
Polster: Schaumstoff,
Helm: Kunststoff,
Dose: Kunststoff,
Kittel: Stoff,
Haar: Haar,
Spiegel: Spiegelglas
Farbe: Koffer: schwarz,
Verschluss: silber,
Polster: dunkelgrau,
Helm: gelb,
Kittel: blau,
Dose: weiß,
Deckel: gelb,
Flasche: braun,
Haar: hellbraun,
Kamm: schwarz
Verwendung: Operative Personenmaskierung






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ausgedruckt am 18.04.2024