Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 06889
Objekt: Transparent


Transparent "Krumme Ecke" - Schreckenshaus! Wann wird ein Museum draus?" (Nachfertigung als Filmrequisit)

Das weiße Stofftransparent mit der rot und schwarz gemalten zweizeiligen Aufschrift "'Krumme Ecke' - Schreckenshaus! Wann wird ein Museum draus?" ist eine Reproduktion die als Requisit für den Spielfilm "Nikolaikirche" (1995) angefertigt wurde. Vorlage war ein Transparent, das am 6. November 1989 - am Tag der bis dahin machtvollsten Leipziger Massendemonstration während der Friedlichen Revolution - von Demonstranten auf der Treppe vor dem Haupteingang der berüchtigten "Runden Ecke" gezeigt wurde. In der "Runden Ecke" war die Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) beheimatet. Mit der Besetzung dieses Gebäudes knapp einen Monat später durch Leipziger Bürger (4. Dezember 1989) wurde der Grundstein gelegt, damit sich die provozierende wie auch prophetische Frage auf dem Transparent erfüllen konnte. Im August 1990 erhielt das Bürgerkomitee Leipzig einen Teil der "Runden Ecke" zur Verfügung gestellt und richtete dort die Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit der Dauerausstellung "STASI - Macht und Banalität" ein. Auch das Transparent fand hier seinen Platz, es hängt seit Ende der 1990er Jahre im langen Gang des Museums.

Die Protestwelle auf den Straßen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) erreichte Anfang November 1989 ihren Höhepunkt. In Berlin demonstrierten am 4. November 1989 mehr als eine halbe Million Menschen. In Leipzig zogen am Montag, den 6. November 1989, nach den Friedensgebeten trotz strömenden Regens über 300.000 Menschen um den Ring. Viele Teilnehmer präsentierten auch vor dem Leipziger Stasi-Gebäude, der "Runden Ecke", ihre Forderungen. Immer deutlicher verlangten sie in Sprechchören und auf Transparenten die Aufgabe des Machtanspruches der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), freie Wahlen, die Zulassung des Neuen Forums und uneingeschränkte Reisefreiheit. Die für jeden spürbare Unfähigkeit der SED, grundlegende Reformen einzuleiten, hatte die Stimmung aggressiver werden lassen. Vor Beginn der Montagsdemonstration fand erstmals vor der Oper am Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) auch eine improvisierte Kundgebung statt. Wegen nicht funktionierender Beschallungstechnik waren die Redner allerdings kaum zu verstehen. Während die Mehrzahl der Sprecher mit Beifall bedacht worden, scheiterten lokale SED-Größen damit, sich als Spitze der Reformbewegung zu präsentieren.


Sammlung: Transparente
Datierung: 1995, 06.11.1989
Hersteller: Theatermaler
Maße: Länge: 62 cm; Breite: 235 cm
Material: Baumwolle
Farbe: Aufschrift: rot, schwarz,
Tuch: weiß
Verwendung: Filmaufnahme, Protest und Demonstrationen





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ausgedruckt am 18.04.2024