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Inventar-Nr: 17625
Objekt: Handzettel


Flugblatt mit der Resolution der Rockmusiker und Liedermacher vom 18. September 1989

Kurz nach bekannt werden der Bildung der oppositionellen Plattform "Neues Forum" am 9. September 1989 nutzten einige prominente Unterhaltungskünstler in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ihre Popularität um Reformen zu fordern. In der vorliegenden Resolution bekannten sie sich zum Aufruf des Neuen Forum und verlangten gesellschaftliche Veränderungen. Die Resolution wurde während verschiedener öffentlicher Veranstaltungen und Kundgebungen verlesen, wiederholt auch in Leipzig, zum Beispiel von Tamara Danz während eines Auftrittes ihrer Band Silly am 20. September 1989. Der Text wurde auch an die DDR-Medien, an die Regierungs- und Parteistellen und Massenorganisationen weitergegeben, von diesen aber nicht veröffentlicht. Tausende, auf unterschiedliche Weise hergestellte Abschriften dieser Erklärung, wurden aber in Umlauf gebracht, hier in diesem Fall schrieb man den Text auf einer Schreibmaschine und vervielfältigte ihn dann auf einem "Spritumdrucker" (vgl. weitere hektografierte Schriften).

Am 18. September 1989 trafen sich in Berlin-Weißensee etwa 50 Künstler aus verschiedenen Bereichen der Unterhaltungskunst der DDR. Dieses Treffen war zwischen Toni Krahl, dem Sänger der Gruppe City und Vorsitzendem der Sektion Rockmusik beim Komitee für Unterhaltungskunst der DDR und der Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley, Mitbegründerin des Neuen Forum (NF) abgestimmt worden. Im Ergebnis dieser Zusammenkunft, die ganz im Zeichen einer Diskussion zur innenpolitischen Lage in der DDR und der Solidarisierung mit den Gründern des Neuen Forums stand, wurde die Resolution verfasst. Zu den prominenten Unterzeichnern gehörten neben Toni Krahl und Tamara Danz, der Liedermacher Gerhard Schöne, Frank Schöbel und Kurt Demmler. Nach dem NF-Gründungsaufruf bekundeten immer mehr Künstlerverbände in der DDR (Schriftsteller, Theater usw.) ihren Willen zu politischen Veränderungen und forderten von der SED-Führung einen öffentlichen Dialog, die Anerkennung der neuen oppositionellen Bewegung und eine Demokratisierung der Gesellschaft. Nach dem gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten am 7. Oktober 1989, dem 40. Jahrestag der DDR, schlossen sich immer mehr Künstler der Reformbewegung an und protestierten nunmehr vor allem gegen die von der SED angeordneten Gewaltmaßnahmen. Mit dem Aufruf der "Leipziger Sechs" vom 9. Oktober 1989 wurde auch in Leipzig ein erstes öffentliches Dialogangebot vorgelegt. In der vom Gewandhaus-Kapellmeister Professor Kurt Masur zusammen mit dem Kabarettisten Bernd-Lutz Lange und dem Theologen Dr. Peter Zimmermann sowie drei Sekretären der SED-Bezirksleitung Leipzig verfassten Erklärung die am frühen Abend in den Kirchen, im Stadtfunk sowie dem Sender Leipzig verlesen wurde, riefen sie die Bürger zur Besonnenheit auf. Die Montagsdemonstration an diesem "Tag der Entscheidung" verlief gewaltfrei - es war der Durchbruch für die Friedliche Revolution.


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 18.09.1989
Hersteller: Rockmusiker und Liedermacher der DDR
Maße: Breite: 21 cm; Länge: 29,7 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: weiß,
Aufdruck: violett
Verwendung: Protest und Demonstrationen, Information




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ausgedruckt am 28.03.2024