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Inventar-Nr: 17892
Objekt: Handzettel


Wahlflugblatt der Allianz für Deutschland für die Wahlen zur Volkskammer 1990 "Ja zu Freiheit und Wohlstand Nie wieder Sozialismus!"

Dieses Flugblatt der "Allianz für Deutschland" wurde vor den ersten freien Wahlen zur Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 18. März 1990 auf den Montagsdemonstrationen in Leipzig verteilt. Die Allianz für Deutschland war ein Wahlbündnis, zu dem sich Ost-CDU, DSU und Demokratischer Aufbruch (DA) Anfang Februar 1990 zusammengeschlossen hatten. Alle drei bürgerlichen Parteien blieben jedoch politisch selbständig und stellten ihre eigenen Kandidaten auf. Die Slogan "Freiheit und Wohlstand" sowie "Nie wieder Sozialismus!" standen als Überschriften für den Wahlaufruf und das Sofortprogramm des Wahlbündnisses, das sich als "Allianz der Mitte zur nationalen Rettung" verstand. Die Allianz warb für eine schnelle Vereinigung und die soziale Marktwirtschaft und wandte sich sehr deutlich gegen jedes weitere sozialistische Experiment (vgl. auch Wahlwerbung für die Kommunalwahlen 1990).

Seit Anfang 1990 wurden die Leipziger Montagsdemonstrationen vermehrt als Wahlkampfbühne genutzt, wodurch sich deren Charakter veränderte. Zahlreiche bundesdeutsche Politiker traten im Wahlkampf auf und sprachen in Leipzig vor Zehntausenden. Kurz vor den Volkskammerwahlen blieben die Anhänger der Allianz für Deutschland auf den Montagsdemonstrationen zunehmend unter sich. Am 14. März 1990 kam dann auch Bundeskanzler Helmut Kohl nach Leipzig um als Hauptredner an der Wahlkampfveranstaltung der Allianz für Deutschland teilzunehmen. Etwa 300.000 Besucher dieser Kundgebung auf dem Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) feierten ihn als Hoffnungsträger. Aber nicht alle Leipziger hießen Helmut Kohl willkommen. Während der Veranstaltung kam es zu einem Handgemenge mit einigen Gegendemonstranten, als diese versuchten die Ansprache Kohls zu stören. Am gleichen Tag wurde auch bekannt, dass der Spitzenkandidat des Demokratischen Aufbruchs (DA) Wolfgang Schnur als ehemaliger Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) enttarnt worden war. Bis zu seiner Enttarnung galt der DA als aussichtreichste Partei aus der Bürgerbewegung. Am 18. März 1990 feierte die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Lothar de Maiziére mit 40,91% einen überlegenen Wahlsieg (in Leipzig-Stadt 28,69%). Mit über 48% errang die Allianz für Deutschland fast die Hälfte der abgegebenen Stimmen. Trotz eines verglichen mit dem DDR-weiten Gesamtergebnis besseren Resultats für die vor der Wahl favorisierte SPD errang auch in Leipzig-Stadt die Allianz mit 42,07% eine deutliche Mehrheit. Die zur Wahl angetretenen Bürgerrechtsgruppierungen, die sich im Bündnis 90 zusammengeschlossen und maßgeblich die friedliche Revolution mit initiiert hatten, gingen dagegen weitestgehend leer aus. Mit diesem Ergebnis und der außerordentlich hohen Wahlbeteiligung von mehr als 93% (in Leipzig-Stadt knapp 91%) war die Wahl eine Volksabstimmung für einen schnellen Weg zur Deutschen Einheit und der raschen Einführung der D-Mark. Mit der ersten freien Wahl endeten auch die Montagsdemonstrationen in Leipzig (vgl. unterschiedliche Wahlwerbung).


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 18.03.1990
Hersteller: Allianz für Deutschland
Maße: Breite: 29,85 cm; Länge: 42,15 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: weiß,
Aufdruck: schwarz, rot, gelb
Verwendung: Information, Wahlwerbung





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ausgedruckt am 28.03.2024