Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 30578
Objekt: Handschuh


Schutzhandschuh (Arbeitshandschuh)

In jedem Gang der ehemaligen Ausweichführungsstelle (AfüSt) des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig (Bunker bei Machern) war mindestens ein Paar dieser Zweifingerhandschuhe aus Asbestgewebe vorrätig. Der Schutzhandschuh wäre für die Entnahme der Platten des Regenerierungsstoffeinsatzes genutzt wurden, die in das Luftregenerierungsgerät, dem so genannten RDU-Gerät, eingesetzt werden konnten. Der kleine Finger, der Ringfinger und der Mittelfinger dieses Handschuhs sind zusammengefasst und für Daumen sowie Zeigefinger gibt es eine separate Fingertasche. Innen ist der Handschuh mit Baumwolle gefüttert.

Der Einsatz der RDU-Geräte sollte erst bei Betriebsweise III, der völligen Hermetisierung des Bunkers erfolgen. Da der Bunker als ABC-Schutzbauwerk dienen sollte, bezog sich die Ausrüstung der Lüftungstechnik sowohl auf die Versorgung der Insassen mit Frischluft, als auch darauf, kontaminierte Außenluft am Eindringen zu hindern, indem im Bauwerk ein Überdruck erzeugt wurde. Die maximale Belegungszeit des Bunkers von ca. 6 Tagen hätte sich bei Betriebsweise III auf 64 Stunden verkürzt. Dabei wäre von tatsächlichen Schäden durch Waffenwirkungen in der Außenwelt ausgegangen worden. Im Falle einer Hermetisierung wäre im Arbeitsbereich des Bunkers mit Luft aus Druckluftflaschen Überdruck erzeugt worden, um das Eindringen der Kampfstoffe abzuwenden. Kontrolliert wurde der Überdruck mittels Schrägrohrmanometer und Linienbandschreiber. Da in diesem Fall keine Außenluft angesaugt werden durfte, wäre der Sauerstoffgehalt der Luft gesunken. Bei einer Konzentration von unter 19 Volumen-Prozent sollten die Regenerierungsgeräte und die zugehörigen Regenerierstoffeinsätze W-64 zum Einsatz kommen. Solch ein Regenerierungsstoffeinsatz besaß 25 Platten, wovon vorerst zwei Platten in ein Regenerierungsgerät eingesetzt werden sollten. Je nach Messung konnte eine weitere Bestückung erfolgen. Ein RDU-Gerät konnte mit maximal 2 x 17 Platten bestückt werden.

Das Prinzip der Luftregenerierung basiert auf der Grundlage der chemischen Bindung von CO² und der Freisetzung von O². Bei dieser exothermen Reaktion konnten je nach Bestückung in den Luftregenerierungsgeräten Temperaturen von 80°C bis 150°C erzeugt werden. Aus diesem Grund gehörte neben den Geräten, den Einsätzen und den Öffnern auch ein Arbeitshandschuh aus Asbest zur Ausstattung, da verbrauchte Platten bei der Entnahme sehr heiß sein konnten. Nach "Anfahren" der Geräte sollte sich die CO²-Konzentration bei 0,6-0,8 Volumen-Prozent einpegeln. Ein Regenerierungsgerät war pro Raum und für 4 Personen vorgesehen.



Sammlung: Uniformen, Effekten, Accessoires
Datierung: unbekannt
Hersteller: unbekannt
Maße: Länge: 27 cm; Breite: 18 cm
Material: Gesamt: Asbest
Farbe: beige
Verwendung: Schutzkleidung




Jede Nutzung der Fotos, auch für private Zwecke, darf nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Bürgerkomitees Leipzig e.V. bzw. des jeweiligen Fotografen erfolgen.
ausgedruckt am 28.03.2024