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Inventar-Nr: B00616
Objekt: Buch


Buch "Unmenschlichkeit als System"
Dokumentarbericht über die "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit e. V." Berlin-Nikolassee, Ernst-Ring-Straße 2-4

Die vorliegende, mit zahlreichen schwarz-weißen Abbildungen versehene und als Dokumentarbericht verfasste Propagandaschrift ohne Autorenangabe erschien mit tatkräftiger Unterstützung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Sie sollte die Öffentlichkeit über die Tätigkeit der Organisation "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU)" aufklären und beweisen, dass es sich bei ihr um ein Instrument der amerikanischen Geheimdienste zur Zersetzung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) handelt. Die KgU war eine von 1948 bis 1959 bestehende antikommunistische Widerstandsgruppe die von West-Berlin aus in die sowjetische Besatzungszone (SBZ) und die spätere DDR hinein wirkte. Finanziert größtenteils durch amerikanische Nachrichtendienste zählten zu den Aufgaben u.a. das Verteilen von Flugblättern und Druckerzeugnissen in der SBZ und DDR, die die Politik der SED verurteilten und über die Aktivitäten des MfS und des sowjetischen Geheimdienstes aufklärten. So initiierte die KgU 1949 die "F"-Kampagne, bei der das "F" für Freiheit steht und zum Symbol des Widerstandes in der DDR wird. Weiterhin baute der KgU einen Suchdienst für politische Häftlinge in der SBZ auf. Durch amerikanische Einflussnahme erhielt das KgU aber auch eine verstärkt militante Ausrichtung, in deren Folge sogar Sabotage-Anschläge in der DDR geplant wurden, die aber nicht zur Ausführung gelangten. Das MfS und die sowjetische Besatzungsmacht gingen gegen die KgU mit besonderer Härte vor. Es werden Massenverhaftungen vorgenommen und KgU-Mitglieder in Schauprozessen wegen Sabotage-, Spionage- und Diversionshandlungen zum Tode oder zu langer Lagerhaft verurteilt.

Vor allem in den ersten zwei Jahrzehnten ihres Bestehens unternahm die Staatssicherheit große Anstrengungen um die Bürger zur aktiven Mitarbeit bei der Sicherung des Staates zu bewegen. Eine offensive Öffentlichkeitsarbeit, die hauptsächlich von den territorialen Diensteinheiten des MfS betrieben wurde, sollte die Bevölkerung über die Tätigkeit des MfS und dessen Ergebnisse informieren und die Bereitschaft fördern die Stasi zu unterstützen. In Zusammenarbeit mit den staatlichen Organen und Institutionen präsentierte das MfS vorwiegend in den Bezirksstädten mehrere thematische Ausstellungen, in denen zumeist die Aktivitäten der westlichen Geheimdienste und deren Aufgaben in der DDR beschrieben und die vermeintliche Spionagetätigkeit und die angeblichen Verbrechen für den "Westen" tätiger DDR-Bürger angeprangert worden. Weiterhin zielten solche Ausstellungen auch darauf, um die Bevölkerung über den angeblichen dekadenten Einfluss der westlichen Medien auf die DDR-Jugend aufzuklären. Bis Ende der 1960er Jahre erfolgte die Agitation durch das MfS auch offen mit Hilfe aller Massenmedien. Neben Fernsehdokumentationen und -beiträgen, in denen vordergründig die Aufdeckung und Entlarvung von kriminellen Menschenhändlerringen, Agentennetzen, Nazi- und Kriegsverbrechern und gegen die DDR agierenden Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und Westberlins als Erfolg der Aufklärungsarbeit durch das MfS gefeiert wurden, gehörten aber auch Kinofilme wie "For eyes only" oder eine Vielzahl von Publikationen und Dokumentationen, wie vorliegend, zum Propaganda-Repertoire. Als eine der erfolgreichsten Produktionen des DDR-Fernsehens gilt die mit aktiver Unterstützung des MfS in den 1970er Jahren entstandene Fernsehserie "Das unsichtbare Visier", deren Protagonist ein Kundschafter des MfS ist (vgl. auch ein Tafelwerk welches Agitationszwecken diente).


Sammlung: Buch
Hersteller: VEB Landesdruckerei Sachsen
Maße: Breite: 14,8 cm; Länge: 20,8 cm; Höhe: 1,5 cm
Material: Papier
Farbe: Einband: weiß, orange, schwarz

Verlag: Kongress-Verlag
Erscheinungsjahr: 1957
Erscheinungsort: Berlin
Umfang: 280 S.









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ausgedruckt am 19.04.2024