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Inventar-Nr: 00004
Objekt: Presse


Tischpresse "AUP" (Presseneinheit)

Diese Tischpresse mit der Bezeichnung "AUP" wurde im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden. Sie diente der Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, zum Glätten von Briefen. Dies geschah nachdem die MfS-Mitarbeiter geöffnete Briefe ausgewertet, größtenteils verfilmt, dokumentiert und dann wieder zugeklebt hatten. Die "Presseneinheit" mit blauer Einbrennlackierung in Hammerschlagstruktur besteht aus zwei Tischpressen die auf einem nach hinten geneigten Arbeitstisch montiert sind. Beide Pressen, jeweils mit einem Hub von 320 mm, konnten unabhängig voneinander bedient werden, der Bewegungsablauf erfolgte pneumatisch. Die notwendige Druckluft erhielten die Pressen von einem Kompressor an dem sie mit Hochdruck-Polyäthylenschläuchen angeschlossen waren und der unter dem Tisch stand. Eine Zweihandbedienung (zwei elektrische Stößeltaster mit Knopftastvorsätzen) löste den Pressvorgang aus, ein elektrischer Fußschalter (fehlt) beendete diesen. Das MfS hatte die Entwicklung der Presse, die dem Geheimhaltungsgrad "VD" (Vertrauliche Dienstsache) unterlag, 1976 beim VEB Textilmaschinenbau Güsten in Auftrag gegeben. Dort stellte man ab 1977 dann die ersten Musterexemplare her. Nach einer Erprobung des neuen Gerätes durch den Operativ-technischen Sektor (OTS) des MfS wurden 71 "Presseneinheiten" zum Stückpreis von 8.160 DDR-Mark (ohne Kompressor und Verbindungsleitungen) bestellt und 1980 an das MfS geliefert.

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: 06.1980
Hersteller: VEB Hydraulik Dippoldiswalde, VEB Textilmaschinenbau Güsten, Kombinat Textima
Maße: Breite: 95 cm; Höhe: 165 cm; Tiefe: 60,5 cm; Gewicht: 95 kg
Material: Kabel: Metall,
Presse: Stahlblech, Metall,
Schalter: Kunststoff,
Kabel: Kunststoff,
Schlauch: Polyäthylen
Farbe: Schlauch: transparent,
Kabel: schwarz,
Presse: blau, silber,
Schalter: gelb
Verwendung: Glätten von Briefen










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