Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00018
Objekt: Leuchtgerät


UV-Analysegerät "Fluotest"

Zum Aufspüren geheimdienstlicher Nachrichten setzte die Abteilung M des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, auch diese Hand- und Tischleuchte "Fluotest" aus westdeutscher Produktion ein. Sichergestellt wurde das UV-Analysegerät im Zuge der Auflösung des MfS 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS). Alle verdächtigen Umschläge, Briefe oder Schriftstücke hielten die Postkontrolleure der Stasi unter die Lichtquelle, so dass versteckte Schriften sichtbar gemacht oder sonstige Veränderungen erkennbar wurden. Dies war möglich, da unter der Bestrahlung bestimmte Substanzen, die in geringen Konzentrationen im Tageslicht nicht zu erkennen sind unter ultraviolettem Licht eine gewisse Fluoreszenz aufweisen und damit sichtbar werden. Obwohl auch die Abteilung M über solche Geräte verfügte wurden "Fluotest"-Geräte doch vorwiegend von der Abteilung VI (Pass- und Kontrolleinheit) an den Grenzübergangsstellen (GÜST) für die Echtheitsbeurteilung von Dokumenten eingesetzt. Die Leuchte für langwellige ultraviolette Strahlung besteht aus dem Gehäuseunterteil und dem Lampenkörper, die beide durch ein Kabel miteinander verbunden sind. Mit Hilfe von zwei an den Seiten angebrachten Verschlüssen lassen sich das Ober- und Unterteil aneinander befestigen, so dass sich die Leuchte - wie ein Koffer - am Griff transportieren lässt. In dem dunkelgrauen Gehäuseunterteil ist die technische Versorgungseinrichtung (Drossel) mit dem Betriebsschalter untergebracht. Weiterhin sind dort auch das Stromkabel, das Verbindungskabel und zwei Streben aus Metall verstaut. Letztere können in das Gehäuseunterteil gesteckt werden, so dass es auch als Träger für den Lampenkörper dient und somit die Leuchte als Tischgerät verwendbar ist. An dem weißen Lampengehäuse mit Halte- bzw. Traggriff ist ein Schildchen mit der Herstellerangabe "ORIGINAL / HANAU / FLUOTEST" angebracht, außerdem besitzt es an beiden Schmalseiten Lüftungsschlitze. Hinter dem violetten UV-Filter (Kobaltglasfilter), welcher im UV-A Bereich (365 nm) die sichtbaren Lichtanteile herausfiltert, befindet sich der Brenner (vermutlich ein Mitteldruck-Quarzstrahler) mit 210 W Leistung (vgl. alle UV-Analysegeräte und ein Durchleuchtungsgerät der Abteilung M).

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: Original Hanau Quarzlampen GmbH
Maße: Breite: 25 cm; Höhe: 33 cm; Tiefe: 13 cm; Gewicht: 7 kg
Material: Gehäuse: Stahlblech, Kunststoff,
Filter: Glas,
Griff: Kunststoff
Farbe: Gehäuse: dunkelgrau, weiß,
Griff: grau,
Kabel: grau,
Filter: violett
Verwendung: Erkennen von Geheimschrift, Durchleuchten von Briefen, Untersuchung von Dokumenten und Schriftstücken, Lumineszenzprüfung











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