Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00081
Objekt: Sack


Postsack

Diesen braunen Postsack mit der dreizeiligen schwarzen Aufschrift "DDR / Deutsche Post / 1980" auf der Vorder- und Rückseite fand das Bürgerkomitee Leipzig im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS).

Die Abteilung M des MfS, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, arbeitete eng mit dem Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der DDR zusammen. So übergab die Deutsche Post der Stasi täglich Tausende von Briefen und Postkarten, die diese aussortierte, öffnete, auswertete und wieder verschloss. Dafür hatten die MfS-Mitarbeiter zwölf Stunden Zeit, danach mussten die Sendungen der Deutschen Post zurückgegeben werden. Oft wurde aber auch entschieden sie einzubehalten oder zu vernichten. Die Kontrolle der Sendungen führte die Stasi nicht wahllos durch, sie ging systematisch vor. So fahndete sie nach Sendungen mit bestimmten äußeren Merkmalen (Merkmalsfahndung), nach Sendungen die für bestimmte Personen bestimmt waren (Anschriftenfahndung) und nach Sendungen mit bestimmten Schriften (Schriftenfahndung). Fast alle geöffneten Sendungen wurden auf Mikrofilm aufgenommen, die Briefe teilweise auch fotokopiert (vgl. dazu auch ein Aufnahmegerät). Die entstandenen Mikroverfilmungen und Fotokopien wurden dann zusammen mit der Ablichtung des Antrages auf Ausstellung eines Personalausweises - die sich die Stasi von der Polizei "besorgte" - in speziell dafür hergestellte Aufbewahrungstaschen eingelegt. Die auf diese Weise gespeicherten Schriftproben verwendete die Stasi als Vergleichsmaterial für Fahndungen.

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: 1980
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 41 cm; Länge: 77,5 cm
Material: Dederon, Synthetik
Farbe: Sack: braun,
Aufschrift: schwarz
Verwendung: Sammeln und Transportieren von Post









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