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Inventar-Nr: 00178
Objekt: Einfassband


Luckanus Einfassband Nr. 50 (Dose)

Die Dose mit den zehn Rollen weißen selbstklebenden Luckanus Einfassband Nr. 50 stammt aus der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS). Obwohl sie laut Beipackzettel bis zum 25. Juli 1987 hätte verbraucht werden müssen, wurde die Dose im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 noch mit vollständigem Inhalt gefunden. Die Stasi bevorratete sich mit großen Mengen dieses "Gänsehaut-Klebebandes", benötigte sie es doch nicht nur als Arbeitsmaterial in den Büroräumen der MfS-Mitarbeiter. Beschriftet und aufgeklebt diente es u.a. der Kennzeichnung von Geräten und Arbeitsmaterialien. Es wurde aber auch zum Einfassen von Karten verwendet, so wie in der Abteilung XII, die ihre Kennkarten für die Sicherheitsverfilmung der "F 217" (Auskunftsberichte über Inoffizielle Mitarbeiter (IM)) mit dem Band einfasste. Den weitaus größten Bedarf an dem Einfassband hatte aber die Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war. Deren Mitarbeiter verschlossen damit die Seiten der aus den Karteikarten M 10 hergestellten "Aufbewahrungstaschen" (vgl. dazu auch den Rändelapparat für das selbstklebende Einfassband). In solchen zum "Taschenformat" verarbeiteten Karteikarten bewahrte die Stasi u.a. die Mikroverfilmungen der von ihr geöffneten Briefe auf. Die auf diese Weise gespeicherten Schriftproben verwendete sie als Vergleichsmaterial für Fahndungen (Schriftenvergleich).

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: VEB Isofol Leipzig
Maße: Dose: Durchmesser: 10,4 cm; Höhe: 14,7 cm;
Einfassband: Durchmesser: 8,5 cm; Breite: 1,3 cm
Material: Dose: Pappe,
Einfassband: Papier, Gummi
Farbe: Dose: mehrfarbig,
Einfassband: weiß
Verwendung: Herstellen von Aufbewahrungstaschen aus der Karteikarte M 10, Einfassen von Karten, Kennzeichnung, Verschließen von Aufbewahrungstaschen aus der M-Kartei










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