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Inventar-Nr: 02507
Objekt: Attrappe


Bauchattrappe für versteckte Kleinbildkamera F 21

Der künstliche Bauch, der aus der [link:w00060">Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) stammt, diente dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) nicht nur als Mittel zur "Operativen Personenmaskierung" (OPM), sondern gleichzeitig als Versteck für eine russische Miniaturkamera F 21. Der Bauch ist mit weißem Stoff bezogen und innen mit grauem Schaumstoff ausgepolstert. Hinten befinden sich zwei rechteckige Vertiefungen, die obere für die versteckte Kamera und die untere für Batterie, Filmkassetten oder Bedienteil. Die Vertiefungen lassen sich durch Stoffstreifen abdecken und verschließen. An den Seiten sind vier Doppelbänder und zwei einfache Bänder zum Befestigen des Bauches am Körper angenäht. Vorne - auf Höhe des "Bauchnabels" - befindet sich ein mit Gaze verstärktes Loch für das Objektiv.

Die geräuscharme Miniaturkamera F 21 wurde 1948 vom KGB nach dem Vorbild der westdeutschen Robot-Kamera konstruiert. Die kleine und leichte Kamera für 21 mm Filme im Format 18 x 24 mm war im MfS je nach Ausführung unter den Decknamen "Ammer" bzw. "Ajax" (mit manueller Zeiteinstellung) oder "Nylon" (mit Belichtungsautomatik) in Gebrauch. Durch ihren Federwerkantrieb konnten mit ihr mehrere Bilder in schneller Folge gemacht werden. Ihre Benutzung erforderte allerdings einige Übung, da sie über keinen Sucher verfügt und nach Gefühl ausgerichtet werden musste. Die Kamera ist mit einem kleinen Objektiv 1:2,8/28 (Weitwinkel) ausgestattet und der Benutzer konnte zwischen vier Belichtungszeiten wählen (beliebig/10/30/100). Je nach Filmdicke waren mit den Filmkassetten für Kleinbildkamera F 21">Filmkassetten 14 bis 100 Aufnahmen möglich. Mit Hilfe eines Filmschneiders konnte aber auch ein normaler Kleinbildfilm auf die Breite von 21 mm zugeschnitten werden und in den Spezialkassetten benutzt werden. Bekannt ist die F 21 hauptsächlich als "Knopflochkamera", da sie sich leicht in Kleidungsstücke, Taschen und andere Gegenstände einbauen ließ oder aber direkt am Körper getragen werden konnte. Um das Objektiv zu verdecken wurden verschiedene Tarnungen, z.B. "Knopfvorsätze" und Verschlussattrappen hergestellt. Für die konspirative Fotografie setzte das MfS neben der F 21 und der westdeutschen Robot Star u.a. auch die schweizer Tessina , oder Auftragsproduktionen wie z.B. die Geräuscharme Spiegelreflexkamera GSK aus Dresden ein.

Verantwortlich für den auftragsgebundenen konspirativen Einsatz operativ-technischer Mittel und Methoden im MfS war die Abteilung 26, in deren Zuständigkeitsbereich unter anderem auch die Telefonüberwachung, der Einbau von Abhörtechnik und "Wanzen" sowie die Videoüberwachung in Räumen fiel. "Ausstatter" für derartige technische Ausrüstung innerhalb des Ministeriums für Staatssicherheit war der "Operativ-technische Sektor (OTS)", der Kameras in die unterschiedlichsten Behältnisse einbaute, z.B. in Geldbörsen, Zigarettenetuis, Einkaufsbeutel, Koffer, Aktentaschen oder Jacken. In den meisten Fällen fertigte die Abteilung von den Masken und Modellen jedoch nur Einzelstücke - eine Serienproduktion hätte die Tarnung gefährdet. Eingesetzt wurden die Kameras vor allem von den Mitarbeitern der Abteilung VIII (Beobachtung / Ermittlung) bei der konspirativen Beobachtung.


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: unbekannt
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Breite: 38 cm; Höhe: 38 cm
Material: Stoff, Schaumstoff
Farbe: weiß, schwarz
Verwendung: Konspiratives Fotografieren von Personen und Situationen









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