Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 04956
Objekt: Jacke


Häftlingsjacke aus der Untersuchungshaftanstalt der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig

Die weiße Stoffjacke stammt aus der Untersuchungshaftanstalt (UHA) der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS). Form und Farbe lassen vermuten, dass sie von Häftlingen während der Arbeit in der Küche getragen wurde. Auf dem Rücken ist ein grasgrüner Stoffstreifen aufgenähnt, der die Jacke als Sträflingskleidung kennzeichnet. Möglicherweise stand die Farbe für eine bestimmte Haftanstalt (vgl. auch Häftlingskleidung aus Bautzen). Die Untersuchungshäftlinge durften nicht zur Arbeit herangezogen werden. Zur Aufrechterhaltung des Betriebes der UHA gab es daher ein Strafgefangenenarbeitskommando (SAK), in das die Stasi oft auch sie besonders interessierte und bereits verurteilte Häftlinge aufnahm, um sie weiter unter Kontrolle zu halten. Das SAK war getrennt von den Untersuchungshäftlingen untergebracht und hatte besondere Privilegien. Es arbeitete in Leipzig vor allem in der Küche und der Wäscherei, hatte aber keinen Kontakt zu den anderen Untersuchungshäftlingen.

Obwohl der Strafvollzug in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ausschließlich in den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums des Innern (MdI) fiel, unterhielt auch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) mit Bautzen II eine Sonderhaftanstalt. Daneben besaß das MfS siebzehn Untersuchungshaftanstalten (UHA) - zwei zentrale in Berlin und jeweils eine in jeder Bezirksstadt, einschließlich Berlin. Während die Linie XIV für den Untersuchungshaftvollzug an sich - für die "Verwahrung" der Häftlinge - zuständig war, führte die Linie IX sämtliche Ermittlungen und Verhöre durch. In Leipzig waren beide Abteilungen im Dienstgebäude Beethovenstraße 2a (heute Straße des 17. Juni 1953) untergebracht. Ein originalgetreuer Nachbau einer Zelle aus der ehemaligen Leipziger MfS-Untersuchungshaftanstalt kann heute auch in der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" in Leipzig besichtigt werden (vgl. alle Objekte zu den UHA des MfS sowie weitere Stempel).

Alle Festgenommenen die in die UHA des MfS eingeliefert wurden mussten sich vollständig entkleiden und wurden dann gründlich untersucht. Obwohl Untersuchungshäftlinge grundsätzlich ein Recht auf eigene Bekleidung hatten war es in der Regel so, das Ihnen Gefängniskleidung ausgehändigt wurde, nach den Festlegungen des MfS in den 1970er und 1980er Jahren Trainingsanzüge, im Sommer manchmal auch dünne Leinenanzüge.


Sammlung: Uniformen, Effekten, Accessoires
Datierung: 1970er/80er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Länge: 68,5 cm; Breite: 42,5 cm
Material: Kunststoff, Baumwolle, Leinen
Farbe: Knopf: weiß,
Streifen: grün,
Tuch: weiß
Verwendung: Bekleidung









IMPRESSUM   |   DRUCKEN