Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 06744
Objekt: Transparent


Transparent "Ein Deutschland ohne SED"

Das selbst gefertigte Transparent mit der Forderung "Ein Deutschland ohne SED" wurde vermutlich ab Dezember 1989 auf den Leipziger Montagsdemonstrationen während der Friedlichen Revolution getragen. Für die Herstellung verwendete man eine aus Polyamidfaser (Dederon) gefertigte Staatsflagge der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), von der das Wappen entfernt und auf die mit weißer Farbe die dreizeilige Losung gemalt wurde. Um das Transparent besser tragen und zeigen zu können hat man es mit mehreren Reißzwecken an zwei Holzleisten befestigt und eine (Trage-)Stange angebracht (vgl. alle Transparente von den Montagsdemonstrationen bis März 1990).

Nach dem Erfolg des 9. Oktober 1989 in Leipzig waren politische und gesellschaftliche Veränderungen nicht mehr aufzuhalten. Wie eine Welle breitete sich die Protestbewegung in der DDR aus. In Leipzig wuchs die Zahl derer, die an den Montagsdemonstrationen teilnahmen, rapide. Noch mehr Demonstranten reisten dafür aus den benachbarten Bezirken an. Am 23. Oktober 1989 zogen etwa 200.000 Menschen friedlich um den Leipziger Ring. Erstmals äußerten viele von ihnen selbstbewusst ihre Forderungen auf Transparenten. Sie verlangten vor allem die Zulassung des Neuen Forums, die Freilassung von politischen Häftlingen und Reisefreiheit. Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 war eine zentrale Forderung erfüllt. Die Massenproteste aber gingen weiter und forderten nun das Ende der SED-Diktatur. Mit der Etablierung von "Runden Tischen" gelang der Opposition ein wichtiger Schritt, das Machtmonopol der SED und ihrer Blockparteien zu brechen. Im Dezember 1989 wurde auch die Deutsche Frage ein wichtiges Thema auf den Montagsdemonstrationen. Schnell zeigte sich, dass die Mehrheit der Menschen in Ost wie West für eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten eintrat. Bundeskanzler Helmut Kohl bot mit der Vorlage eines 10-Punkte-Plans am 28. November 1989 eine Perspektive dafür. Auf den Leipziger Montagsdemonstrationen wurde die Losung "Deutschland einig Vaterland" zu einer zentralen Kernforderung. Nach einer dreiwöchigen Pause begannen die Montagsdemonstrationen am 8. Januar 1990 wieder. Sie läuteten die entscheidende Phase des demokratischen Wandels ein. Noch einmal artikulierten Hunderttausende auf den Straßen Leipzigs ihren Protest gegen die SED und das in Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) umbenannte Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Lautstark traten sie auch für eine schnelle Wiedervereinigung ein. Gegenstimmen fanden kaum Gehör. Die SED-PDS instrumentalisierte neonazistische Vorfälle erfolglos gegen ein vereinigtes Deutschland und für den Erhalt ihres Sicherheitsapparates. Die alte Macht aber war dahin, die DDR stand vor dem Zusammenbruch. Die Regierung war zur Kooperation mit der Opposition gezwungen. Als Erfüllung einer Kernforderung der Bevölkerung wurde für das Frühjahr die Durchführung freier Wahlen angekündigt. Neue Medien und unabhängige Zeitungen förderten nunmehr auch die Meinungsvielfalt.


Sammlung: Transparente
Datierung: 12.1989-01.1990
Hersteller: unbekannt
Maße: Stab: Länge: 125 cm;
Tuch: Länge: 71 cm; Breite: 131 cm
Material: Reißzwecke: Metall,
Stab: Holz,
Leiste: Holz,
Tuch: Dederon
Farbe: Stab: hellbraun,
Leiste: hellbraun,
Aufschrift: weiß,
Tuch: gelb, rot, schwarz
Verwendung: Protest und Demonstrationen









IMPRESSUM   |   DRUCKEN