Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 06887
Objekt: Transparent


Transparent "Der SED-Staat bezahlte die STASI. Wir - das Volk - müssen das Bürgerkomitee selbst bezahlen: Wir bitten um Eure SPENDE"

Mit dem weißen Stofftransparent (in das acht Löcher geschnitten sind) mit der braun und schwarz gemalten vierzeiligen Aufschrift "Der SED-Staat bezahlte die STASI Wir - das Volk - müssen das Bürgerkomitee selbst bezahlen Wir bitten um Eure SPENDE" wurde seit Januar 1990 auf den Leipziger Montagsdemonstration um Geldspenden für das Bürgerkomitee Leipzig (BKL) geworben. Das spätere BKL-Mitglied Günter Dlugos, der das Transparent anfertigte, und weitere Mitstreiter sammelten im Verlauf der freiwilligen Spendenaktion Anfang 1990 in ihren Spendenbüchsen mehrere Tausend DDR-Mark auf den Demonstrationen. Mit Hilfe dieser finanziellen Unterstützung war es dem BKL möglich, seine erste Ausstellung über das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) - kurz "Stasi" - am 10. Juni 1990 zu eröffnen. Unter dem Titel "STASI - Macht und Banalität. Indizien des Verbrechens" wurde sie in "Leipzig-Information" auf dem Sachsenplatz präsentiert. Ein Antrag des BKL auf finanzielle Unterstützung in Höhe von 10.000 DDR-Mark an das staatliche Komitee zur Auflösung des Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS) für die Präsentation wurde bereits im Mai 1990 von dessen Leiter abgelehnt. Die vierwöchige Ausstellung besuchten damals täglich 2.500 bis 3.000 Personen. Aufgrund des großen Ansturms gab es bald die Überlegungen, die Ausstellung an einen anderen Ort zu überführen um sie dauerhaft zeigen zu können. Dies gelang dann auch bald. Am 31. August 1990 konnte sie als Dauerausstellung in den originalen Räumen im Museum in der "Runden Ecke", der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS), der Öffentlichkeit präsentiert werden. Bis zum heutigen Tag wird die zeitgeschichtliche Ausstellung in der vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. getragenen Gedenkstätte mit dem Museum in der "Runden Ecke" gezeigt (vgl. auch einen Spendenkasten und den ersten (BKL-Computer der von der Stadt Leipzig als Schenkung übergeben wurde).

Der "Stasi" wurden aus dem Staatshaushalt der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) große finanzielle Mittel bereitgestellt (1989 Haushaltsmittel in Höhe von 3,6 Milliarden DDR-Mark). Man versuchte den bei den DDR-Bürgern gefürchteten und verhassten Unterdrückungsapparat um jeden Preis zu erhalten, weiter auszubauen und gegen den absehbaren Niedergang der SED-Herrschaft mobil zu machen. Allein in der BVfS Leipzig arbeiteten bis zum Ende 2.401 hauptamtliche Mitarbeiter, die Ausgaben für die Leipziger Stasi-Zentrale und seine Kreisdienststellen (KD) betrugen 1989 allein 67,7 Millionen DDR-Mark und 400.000 DM Valuta. Das noch in der Nacht der Besetzung der "Runden Ecke" vom 4. zum 5. Dezember 1989 konstituierte BKL, das in der folgenden Zeit die Auflösung der Staatssicherheit kontrollierte und sich energisch für die "Runden Tisches" für das BKL, konnten die Betriebe die Lohnkosten gemäß eines Ministerratsbeschlusses beim Rat des Bezirkes beantragen. Die Arbeit des BKL war nun bis zur Volkskammerwahl weitestgehend abgesichert. Obwohl das BKL für seine Arbeit teilweise auf Stasi-Hinterlassenschaften (z.B. Telefone) zurückgriff, war es lange Zeit auf Geld- und Sachspenden aus der Bevölkerung angewiesen.


Sammlung: Transparente
Datierung: 05.02.1990, ab 01.1990
Hersteller: Günter Dlugos
Maße: Länge: 134 cm; Breite: 320 cm
Material: Baumwolle
Farbe: Aufschrift: schwarz, braun,
Tuch: weiß
Verwendung: Spendenaufruf, Protest und Demonstrationen








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