Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 11863
Objekt: Gliedermaßstab


Zollstock "MfS-Dienstmeterstab"

Dieser 2 m lange (Sammler-)Zollstock mit dem Titel "MfS Dienstmeterstab", der auch für die Arbeit verwendet werden kann, gehört zu den befremdlichsten Erscheinungen der "Ost-Nostalgie der vergangenen Jahre. Die Abkürzung "MfS" steht für Ministerium für Staatssicherheit, dem berüchtigten Geheimdienst und der politischen Polizei in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Das MfS war vor allem ein Unterdrückungs- und Überwachungsinstrument der SED gegen die eigene Bevölkerung zur Sicherung ihrer Machtposition. Auf der schwarz-rot-gelb gestreiften Breitseite des Zollstockes ist die Aufschrift "STASI" angebracht, die umgangssprachlichen Bezeichnung für die Staatssicherheit. Darüber sind auf der linken Seite neben dem Titel das Dienstwappen des MfS zu sehen und auf der rechten Seite die vierzeilige Aufschrift "Nur für den Dienstgebrauch! Ausschließlich zur Vermessung der Klassenfeind-Kontakte! DA-Nr.: 1/87" zu lesen. Die Formulierungen auf diesem "Scherzartikel" entsprechen in Teilen dem dienstlichen Schriftverkehr des MfS. Alle Unterlagen und Informationen des MfS unterlagen einer allgemeinen Geheimhaltung und wurden entsprechend gekennzeichnet. Für besonders geheime Informationen gab es verschiedene, auch in der DDR geltende, Geheimhaltungsstufen: Nur für den Dienstgebrauch (NfD), Vertrauliche Verschlusssache (VVS), Geheime Verschlusssache (GVS), Geheime Kommandosache (GKdos). Die Abkürzung "DA" steht für "Dienstanweisung". Im vorliegenden Fall handelt es sich um die DA-Nr.: 1/87 vom 13. Februar 1987 "zur Gewährleistung des komplexen Vorgehens bei der Abwehr geheimdienstlicher Angriffe - Spionageabwehr". Der Begriff "Klassenfeind" bezeichnete im Sprachgebrauch der Staatssicherheit alle inneren und äußeren (mit dem Attribut imperialistisch versehenen) Kräfte, die der Arbeiterklasse und dem Sozialismus feindlich gegenüber gestanden haben. Die inneren Klassenfeinde, alle DDR-Bürger die nicht der vorgegebenen Politik der SED zustimmten und in ihrer Meinung und Handlung davon abwichen, wurden vom MfS als "feindlich-negativ" eingestuft, überwacht und verfolgt. Angesichts des verbrecherischen Wirkens der Stasi ruft der unkritische und meist sinnfreie Umgang mit dem Stasi-Emblem vielfach Unverständnis hervor, vor allem bei Betroffenen die heute noch unter den Folgen von Repression und "Zersetzung" zu leiden haben (vgl. auch ein Miniaturzollstock mit MfS-Emblem).

Der Trend zur Verklärung der DDR hat seit den 1990er Jahren inzwischen fast alle Bereiche des Alltags erreicht: FDJ-Blusen und sonstige Kleidungsstücke sowie unzählige verschiedene Gegenstände mit DDR-Emblemen sind groß in Mode, das MfS-Emblem prangt auf Schildern und Feuerzeugen, einstige Lieder der Pioniere und der Kampfgruppen werden neu aufgenommen und auf CD gebrannt. Es scheint fast so, als sei die DDR heute zum Kultobjekt geworden. Völlig unreflektiert werden in Geschäften und Online-Läden außer den "typischen" Ostprodukten - die im real existierenden Sozialismus zumeist eigentlich keiner kaufen wollte - auch DDR-Symbole angeboten, deren Bedeutung für die Machtausübung des SED-Staates standen (vgl. alle "Ostalgie-Produkte" und dazu auch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur).


Sammlung: Varia
Datierung: 2000er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 1,7 cm; Länge: 24 cm; Höhe: 3,5 cm
Material: Holz, Metall
Farbe: Stab: weiß,
Aufdruck: mehrfarbig
Verwendung: Ostalgie, Messen








IMPRESSUM   |   DRUCKEN