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Inventar-Nr: 13300
Objekt: Pistolentasche


Pistolentasche für Pistole Makarow (Koppeltasche)

Die Koppeltasche aus dunkelbraunem Leder mit Klappe, Riemenverschluss und vorn aufgesetzter Tasche für ein Magazin war für eine Pistole Makarow vorgesehen. Zwei Lederriemen auf der Rückseite der Tasche dienten zur Befestigung an einem Gürtel (bzw. an einem Koppel). Ein Stempel auf der Innenseite verrät ihre Herkunft: Die Tasche stammt aus der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) Halle, "SR Bewaffnung" (Selbständiges Referat Bewaffung). Die Pistole Makarow gehörte von 1958 bis 1990 zur Standardbewaffnung des MfS. Geführt wurde die Pistole unter der Bezeichnung "Pistole M", erst in den 1980er Jahren verwendete man verstärkt die Bezeichnung "PM-9" (Kaliber 9 mm). In der sowjetischen Ausführung wurde die Waffe ab 1957 in die DDR importiert. Von 1959 bis 1965 erfolgte die Fertigung als Lizenzproduktion in den Ernst-Thälmann-Werken (ETW) Suhl. Ab Mitte der 1980er Jahre bezog das MfS auch Makarow-Pistolen aus bulgarischer Produktion (vgl. auch eine Übungspistole M, andere Taschen für die Pistole M sowie weitere Waffen).

Das MfS war kein ziviler Geheimdienst, sondern gehörte zu den "bewaffneten Organen" der DDR, die als solche auch der Landesverteidigung zu dienen hatten. Das Ministerium war demnach streng militärisch organisiert: Jeder hauptamtliche Mitarbeiter hatte einen Dienstgrad, zivile Angestellte gab es seit 1986 gar nicht mehr (So hatten z. B. selbst Küchengehilfen den Rang eines Unterfeldwebels). Die militärische Aus- und Weiterbildung war fester Bestandteil jeder hauptamtlichen MfS-Laufbahn, zur Ausstattung jedes Arbeitsplatzes gehörte neben dem Schreibtisch auch ein Schrank mit einer kompletten militärischen Ausrüstung (Uniform, Schutzausrüstung, Schlafsack usw.). Eine Maschinenpistole und weitere Waffen wurden in Waffenkammern auf den Fluren der Dienstgebäude verwahrt. Für die Wartung und Ausgabe der militärischen Ausrüstung war die Abteilung Bewaffnung / Chemischer Dienst (BCD)zuständig. Darüber hinaus verfügte das Ministerium mit dem Wachregiment "Feliks E. Dzierzynski" über eine eigene militärische Formation. Das "Schild und Schwert der Partei", als das sich die Stasi selbst sah, war also bestens darauf vorbereitet, die Partei und ihre Diktatur notfalls auch mit Waffengewalt zu schützen.

Allein im Bereich der BVfS Leipzig wurde Ende 1989/Anfang 1990 folgende Bewaffnung sichergestellt: 947 Pistolen AP9, 2.997 Pistolen Makarow, 1.794 Maschinenpistolen, 76 Scharfschützengewehre, 115 Panzerbüchsen, 12 schwere Maschinengewehre, fast 2 Mio. Patronen Maschinenpistolenmunition, 500.000 Patronen Pistolenmunition, 8.060 Handgranaten RG0-5, 24 Panzerhandgranaten RKG-3M, 8.226 Granaten PG-7, 21 Schiffssprengpatronen, 31 kg plastischer Sprengstoff PLPN-10, 1.100 m Sprengschnur, 1.133 Sprengkapseln sowie 680 Sprengzünder.


Sammlung: Waffen
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 14,7 cm; Höhe: 20 cm; Tiefe: 4,5 cm
Material: Leder, Metall
Farbe: dunkelbraun
Verwendung: Bewaffnung, Uniform und Ausrüstung










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