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Inventar-Nr: 13777
Objekt: Jacke


Uniformjacke eines Angehörigen der Kampfgruppen der Arbeiterklasse

Die steingraue Jacke (Größe sg 52) ist Teil der im Jahr 1971 eingeführten und bis 1989 getragenen Felduniform (Kampfanzug) der Angehörigen der Kampfgruppen der Arbeiterklasse, zu der auch noch eine Hose und eine passende "Skimütze" gehörten. Daneben trugen die "Kämpfer" auch noch den Stahlhelm der Nationalen Volksarmee der DDR (NVA) oder die Feldmütze wie sie im Ministerium des Innern (MdI) gebräuchlich war (vgl. dazu auch die Feldmütze eines Soldaten der Grenztruppen). Die Uniform ersetzte einen bereits im Jahr 1958 eingeführten olivgrauen Kampfanzug. In den Anfangsjahren 1953/54 bestand die "Uniformierung" hingegen nur aus der Zivilkleidung mit einer roten Armbinde am linken Oberarm, später aus einem einheitlichen blauen Arbeitsanzug (Overall) mit entsprechender "Skimütze" und gleicher Armbinde. Die Jacke besitzt zwei eingelassene Brust- und zwei Ärmeltaschen mit Patten (Klappe), eine verdeckte Knopfleiste und hinten am Bund einen eingenähten Gummizug. Beide Ärmelöffnungen lassen sich enger stellen. Zur Schonung des Kragens konnte auch eine Kragenbinde eingeknöpft werden. Zusätzlich verfügt die Jacke noch über eine eingenähte Pistolentasche auf der linken Innenseite. Zur besonderen Kennzeichnung ist am linken Oberärmel das Abzeichen mit dem Kampfgruppensymbol aufgenäht (vgl. alle Uniformjacken).

Die Militarisierung der Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) setzte sich auch in den Betrieben und Verwaltungen fort. Dort stellte man die Kampfgruppen der Arbeiterklasse ("Arbeiterwehren") auf, eine zusätzliche bewaffnete Formation, die in den Anfangsjahren ihres Bestehens die volkseigenen Betriebe schützte und später im Kriegsfall zur "Heimatverteidigung" oder im Falle eines Bürgerkrieges gegen Aufständische eingesetzt werden sollte. Den wohl bedeutendsten Einsatz in Ihrer Geschichte hatten die Kampfgruppen bei den Absperrmaßnahmen in Berlin in der Zeit vom 13. bis 23. August 1961, als deren Angehörige demonstrativ in den ersten Reihen stehend, die Sektorengrenze sicherten. Diese von der Führung der SED initiierte politisch-propagandistische Aktion sollte zeigen, das die Kampfgruppen-Angehörigen als "Kollegen und Nachbarn" anscheinend im Interesse des Allgemeinwohls die "sozialistischen Errungenschaften" und den Frieden gegen den imperialistischen Klassenfeind schützten. Sowohl bei den Sicherungsmaßnahmen beim Bau der Berliner Mauer, wie auch später an der Staatsgrenze West zur Bundesrepublik Deutschland arbeiteten die Verbände der Kampfgruppen eng mit der Grenzpolizei und den anderen bewaffneten Einheiten zusammen (vgl. alle Objekte zu den Kampfgruppen der Arbeiterklasse und zur DDR-Grenze).

Der vorgesehene und unmissverständlich angekündigte bewaffnete Einsatz der Kampfgruppen im Herbst 1989 fand hingegen nicht statt. Nur vereinzelt und meist in Zivil gingen Kampfgruppenangehörige gegen Demonstranten vor. Auch am 9. Oktober 1989 blieb der befürchtete Einsatzbefehl für die bewaffneten Kräfte aus. Die Staatsmacht musste angesichts der unerwarteten und friedlich demonstrierenden Menschenmenge kapitulieren. Wie die Hauptabteilung VII/7 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), zuständig für die Überwachung der Kampfgruppen vermerkte, kam es in den ersten Oktobertagen auch vermehrt zu Austritten aus den Kampfgruppen sowie zu Einsatzverweigerungen. Viele der Kampfgruppenangehörigen wollten nicht gewaltsam gegen Freunde und Kollegen vorgehen.


Sammlung: Uniformen, Effekten, Accessoires
Datierung: ab 1974, 1970er-1980er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Länge: 81 cm; Breite: 52 cm
Material: Tuch: Polyester, Baumwolle,
Abzeichen: Kunstseide, Stoff,
Knopf: Kunststoff
Farbe: Abzeichen: silbergrau, rot,
Knopf: grau,
Tuch: steingrau,
Abzeichen: braun
Verwendung: Bekleidung, Uniform und Ausrüstung










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