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Inventar-Nr: 13793
Objekt: Helm


Einsatzhelm der Deutschen Volkspolizei

Der weiße Einsatz- bzw. Schutzhelm (Größe 2) mit herunter klappbarem Visier war kein typisches Erscheinungsmerkmal der Deutschen Volkspolizei (DVP). Zusammen mit Einsatzschild und Schlagstock bildete er die "Sonderausrüstung" der VP-Bereitschaften, deren Einsatz ausdrücklich befohlen werden musste und die in Waffenkammern verwahrt wurde. Auch die "Formationen der Schutzpolizei" waren mit diesem Helm ausgestattet. Die Helmschale besitzt innen zwei über Kreuz eingearbeitete weiße Bänder, ein graues Kunstseidenfutter mit einer weißen Baumwollschnur im Abschlusssaum, als Stirn- bzw. Kopfschutz ein Schaumstoffpolster und einen aufgesetzten weichen Wildlederstreifen ("Schweißband"). Weiterhin ist innen seitlich und hinten die Tragevorrichtung angebracht. Diese besteht aus zwei schwarzen zusammengenähten Lederteilen, die an den Innenseiten mit grauem Kunstseidenfutter überzogen und seitlich dünn gepolstert sind. Aus den Seitenteilen treten die Halteriemen aus, die sich mit einer Kippschnalle schließen lassen. An dem langen Halteriemen ist die Kinnschale bzw. der Kinnschutz befestigt. Als weiterer Schutz ist hinten am Helm ein hohes schwarzes Nackenpolster mit drei Druckknöpfen angebracht. Vorn befindet sich das 4 mm starke Plastikvisier dessen oberer Rand mit sieben Nieten an einem Metallstreifen befestigt ist. Dieser wiederum besitzt zwei Befestigungshaken, die in die seitlichen Helmhalterungen eingehängt sind. Bei geschlossenem Visier liegt der Metallstreifen auf einer Gummiwulst auf die oberhalb der Stirnkante des Helms angebracht ist und der Stabilisierung des Visiers dient (vgl. alle Objekte zur "Sonderausrüstung" der DVP und für "Schutz- und Sicherungsmaßnahmen" allgemein).

In Leipzig wurde die "Sonderausrüstung" aus Schild, Helm und Schlagstock öffentlich während der Friedlichen Revolution erstmals am 2. Oktober 1989 eingesetzt, als Polizeikräfte nach dem montäglichen Friedensgebet in der Nikolaikirche äußerst brutal gegen 1.500 friedliche Demonstranten vorgingen die an der Thomaskirche wieder in die Innenstadt laufen wollten. Diese Erfahrung schürte die Sorge vieler DDR-Bürger, dass sich die Staats- und Parteiführung angesichts der immer größer werdenden Montagsdemonstrationen irgendwann für eine "chinesische Lösung" entscheiden könnte. Wenige Monate zuvor waren am 4. Juni 1989 die Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Chinas Hauptstadt Peking blutig niedergeschlagen worden. Die SED-Führung hatte daraufhin die Anwendung von staatlicher Gewalt gegen das eigene Volk öffentlich gutgeheißen und die chinesische kommunistische Partei darin unterstützt.

Die Ausgabe, das Mitführen und der Einsatz von Schutzhelmen und Schutzschilden erfolgte auf der Grundlage der Anweisung Nr. 0162/74 des Ministers des Innern und Chefs der DVP über die Einführung von Schutzhelmen und Schutzschilden vom 3. Oktober 1974. In der Handhabung der "Sonderausrüstung" mit und ohne Schlagstock wurden die Angehörigen der Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern (MdI), aber auch des Dienstzweiges Schutzpolizei sowie des Organs Strafvollzug ausgebildet.


Sammlung: Uniformen, Effekten, Accessoires
Datierung: 1970er-1980er Jahre
Hersteller: unbekannt
Material: Halterung: Gummi,
Visier: Kunststoff,
Halterung: Eisen,
Polster: Leder,
Band: Stoff,
Streifen: Wildleder,
Futter: Kunstseide,
Helmschale: Hartplastik
Farbe: Halterung: schwarz, silber,
Visier: transparent,
Polster: schwarz,
Band: weiß,
Futter: grau,
Helmschale: weiß











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