Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 13858
Objekt: Ausweis


Berechtigungskarte "Kegelbahn" des Bürgerkomitees Leipzig

Nachdem am 4. Dezember 1989 die Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) in der "Runden Ecke" von Bürgern besetzt und viele Räume und Panzerschränke staatsanwaltschaftlich versiegelt worden waren, hatte das noch in derselben Nacht konstituierte Bürgerkomitee Leipzig zumindest schon einmal die Vernichtung der Stasi-Akten gestoppt. In den darauf folgenden Tagen machte sich das Komitee jedoch schon schnell daran, eine Genehmigung für eine erste Auswertung der Akten zu erreichen.

Am 8. Dezember wurde mit einem Regierungsbeauftragten, einem Militärstaatsanwalt und der Leitung der BVfS folgende Einigung erzielt: Die Akten sollten in drei Kategorien eingeteilt werden. Während Kategorie I alles beinhaltete, was die "nationale Sicherheit" betraf und damit aus (offiziell) sicherheitspolitischen Erwägungen nur vom Militärstaatsanwalt eingesehen werden konnte, sollte Kategorie II die Akten umfassen, die vom Bürgerkomitee ausgewertet werden durften. In die dritte Kategorie fiel das Material, das später vernichtet werden könnte (z.B. Altpapier, Zeitungen und leere Formulare). Das Bürgerkomitee bewies hier (noch zu) großes Entgegenkommen, denn die Kategorisierung durfte von den MfS-Mitarbeitern selbst vorgenommen werden. Am 18. Dezember nahm eine Aktensichtungskommission aus Bürgervertretern, der Militärstaatsanwaltschaft und Mitarbeitern der Stasi-Bezirksverwaltung dann ihre Tätigkeit auf.

Die abgebildete, provisorisch hergestellte Ausweiskarte mit der Nummer 27 im halbierten "Klappfix" diente einem Mitglied des Bürgerkomitees als Einlassberechtigung in die Kegelbahn im Keller des Saalbaus der "Runden Ecke", wo die Akten der Kategorie III gelagert wurden. Sie wurde von der Volkspolizei Leipzig ausgestellt und trägt neben dem Dienstsiegel, dafür diente der Abdruck einer kleinen Petschaft ("DDR / 1937 / MdI · L") des Ministeriums des Innern, u.a. den gestempelten Vermerk "Kegelbahn". Als sich herausstellte, dass Stasi-Mitarbeiter die Möglichkeit zur selbständigen Einteilung der Akten genutzt hatten, um auch brisantes Aktenmaterial durch Zuteilung in die Kategorie III unauffällig verschwinden zu lassen, weigerte sich das Bürgerkomitee, diese Akten vernichten zu lassen. So wurden auch die Akten der Kategorie III im Laufe des Jahres 1990 einer intensiven Sichtung unterzogen (wobei z.T. sogar noch Akten der Abteilung XV auftauchten). Neben der eigentlichen Berechtigung in der halbierten "Klappfix"-Hülle, gehört ein Pappstreifen mit dem Stempelaufdruck "KEGELBAHN / Berechtigung / Nr: 27" dazu. An Hand dieses Pappstreifens hatten die Posten der Deutschen Volkspolizei immer die Übersicht, wer sich gerade in der Kegelbahn zur Aktensichtung aufhielt. Da in der Kegelbahn sehr viel Papier lagerte, hatte das Bürgerkomitee über die Presse Leipziger zur Mitarbeit aufgerufen (Siehe auch weitere provisorische Schlüsselkarten und Ausweise, die dem Bürgerkomitee ausgestellt wurden).


Sammlung: Sonstiges
Datierung: 12.1989
Hersteller: Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei
Maße: Einsteckhülle: Breite: 11 cm; Länge: 7,1 cm;
Karte: Breite: 10,5 cm; Länge: 3 cm
Material: Einsteckhülle: Kunststoff,
Karte: Papier,
Öse: Metall
Farbe: Stempel: blau, schwarz, rot,
Karte: hellgrau,
Einsteckhülle: rotbraun, transparent
Verwendung: Berechtigung und Ausweisung








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