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Inventar-Nr: 13933
Objekt: Druckmaschine


Schablonen-Vervielfältiger Geha 500 DA

Auf diesem elektrischen Schablonen-Vervielfältiger Modell Geha 500 DA wurde das, anlässlich der Umwelt-Protestaktion "Eine Hoffnung lernt gehen - Pleißepilgerweg 1989", veröffentlichte Info-Heft "Die Pleiße" - eine Sonderausgabe der von der Arbeitsgruppe Umweltschutz beim Jugendpfarramt Leipzig herausgegebenen "Streiflichter" - gedruckt. An der Gehäuseseite der Maschine sind die Bedienelemente für die Inbetriebnahme, für die Einstellung der Papieranlage und des Durchschussaggregates, der Farbverteilung, der Druckhöhe, der Geschwindigkeit und der Drehring für den "Druckzylinder" angebracht. Die Anzahl der erstellten Kopien kann an dem vierstelligen Zählwerk abgelesen werden. Der Vervielfältiger arbeitet auf Wachsschablonenbasis. Als Druckvorlage dient eine mit Wachs beschichtete und beschriebene Schablone, die mit Druckfarbe eingefärbt wird (vgl. auch ein verwandtes Verfahren mittels "Spritumdrucker").

In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) waren Vervielfältigungsgeräte äußerst selten, der private und unkontrollierte Besitz einer solchen Maschine daher fast unmöglich und verboten. Jegliches Drucken, selbst von persönlichem Briefpapier, war in der DDR nur mit einer staatlichen Druckgenehmigung erlaubt. Neben der staatlichen Verwaltung und einigen Betrieben durften lediglich kirchliche Einrichtungen für den "innerkirchlichen Dienstgebrauch" eigene "Druckmaschinen" besitzen. Zum Teil stellten sie diese den Bürgerrechtlern für ihre Arbeit zur Verfügung. Zahlreiche Schriften der oppositionellen Untergrundliteratur - der Samisdat - entstanden daher unter dem Dach der Kirche. Es existierten daneben aber auch einige wenige nicht registrierte, also illegale Geräte, auf denen u.a. auch Flugblätter, Aufrufe und Handzettel kopiert wurden. Weiterhin war man aber auch auf Schreibmaschinen-Durchschläge, Fotoabzüge oder Siebdruck angewiesen. Das benötigte Material (Druckfarbe sowie Schablonen und Matrizen) musste überwiegend aus dem "Westen" organisiert werden. Auch die Beschaffung des Papiers war in der Mangelwirtschaft der DDR ein Problem. Für die Druckvorlagen wurden die Texte mit Schreibmaschine oder von Hand auf die Schablonen und Matrizen geschrieben. Die Vervielfältigungsgeräte waren meist mit einer Handkurbel zu bedienen, modernere Geräte verfügten über einen Elektroantrieb.

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beobachtete und verfolgte intensiv die Herstellung und Verbreitung der im Selbstverlag und an der staatlichen Zensur vorbei erschienenen Schriften (vgl. Linie XX). Durch massiven Druck auf die Kirche und durch eingeschleuste Inoffizielle Mitarbeiter (IM) in den Oppositionsgruppen versuchte sie das Erscheinen von unliebsamen Publikationen zu verhindern oder aber den Inhalt weitestgehend politisch zu "entschärfen". Brachte dies keinen Erfolg wurden auch Ordnungsstrafverfahren oder "Zersetzungsmaßnahmen" gegen Redaktionsmitarbeiter eingeleitet. Oft, so z.B. im Fall der Durchsuchung der Umwelt-Bibliothek im November 1987 durch die Staatssicherheit, kam es auch zu Verhaftungen und zur Beschlagnahmung der Druckmaschinen und Druckmaterialien. Gleiches geschah auch, wenn die Stasi der Hersteller und Verteiler illegaler Flugblätter habhaft wurde.


Sammlung: Technisches Gerät
Datierung: ab 1971, 1970er-1980er Jahre
Hersteller: Geha-Werke GmbH
Maße: Tiefe: 93 cm; Höhe: 52 cm; Tiefe: 47,5 cm; Breite: 51,5 cm
Material: Metall, Stahlblech, Kunststoff
Farbe: Rad: silbergrau,
Zylinder: schwarz,
Auflage: hellgrau,
Gehäuse: hellgrau, dunkelgrau
Verwendung: Vervielfältigen von Schriftstücken und Flugblättern










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