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Inventar-Nr: 14336/2
Objekt: Kamera


Halbformatkamera HFK I

Die Halbformatkamera HFK I, eine Eigenentwicklung des Operativ-technischen Sektors (OTS) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), diente der Stasi zur konspirativen Fotografie. Zur Tarnung war sie in einer Damenhandtasche eingebaut, deren infrarotdurchlässiges Kunstleder es zuließ, dass aus der geschlossenen Tasche heraus mit einem IR-Blitz fotografiert werden konnte. Das Objektiv, ein Sonderobjektiv SO-4 (2,8/30mm) mit Ringschwalbenadapter und befestigtem Einlamellen-Vorsteckverschluss war dabei hinter einem Schmuckaufsatz auf der Tasche von außen unsichtbar verborgen (vgl. auch das IR-Objektiv SO-2.2B und weitere Sonderobjektive). Die Kamera, die mit normalen Kleinbildpatronen befüllt wurde und nur eine einzige Verschlusszeit hat (1/30 s), war für die Fixierung in der Tasche auf einer Geräteplatte angebracht, auf der auch der 7,2 Volt-Nickel-Cadmium-Akku und der Batteriekasten für den IR-Blitz befestigt sind. Oben am Kameragehäuse befinden sich die Filmrückspuleinrichtung, die Einrichtung für den elektromotorischen Filmtransport und eine Feststellschraube für das Objektiv. Der elektrische Auslöser konnte durch zwei Schalter an den Innenseiten der Tasche ferngesteuert bedient werden.

Die Halbformatkamera HFK I wurde Mitte der 1970er Jahre vom OTS entwickelt und in kleinen Stückzahlen selbst gefertigt. Ziel war es, einen adäquaten, in der DDR produzierten Ersatz für die vom MfS viel verwendeten westdeutschen Robot-Kameras zu schaffen, um Devisen zu sparen. Während die Die HFK I für die IR-Fotografie aus transportablen Tarnungen vorgesehen war, entwickelte das MfS später die HFK II und HFK III für den Einsatz bei Tageslicht (letztere wurde vom VEB Pentacon gefertigt). Ein vollwertiger Ersatz für die Robot konnte jedoch nie geschaffen werden.

Verantwortlich für den auftragsgebundenen konspirativen Einsatz operativ-technischer Mittel und Methoden war die Abteilung 26, in deren Zuständigkeitsbereich unter anderem auch die Telefonüberwachung, der Einbau von Abhörtechnik und "Wanzen" sowie die Videoüberwachung in Räumen fiel. "Ausstatter" für derartige technische Ausrüstung innerhalb des MfS war der OTS, der Kameras in die unterschiedlichsten Behältnisse einbaute, z.B. in Koffer, Einkaufsbeutel und sogar in falsche Bäuche. In den meisten Fällen fertigte die Abteilung von den Masken und Modellen jedoch nur Einzelstücke - eine Serienproduktion hätte die Tarnung gefährdet.


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: 1987
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Höhe: 8,75 cm; Breite: 8,7 cm; Tiefe: 3,8 cm
Material: Kunststoff, Metall, Glas
Farbe: schwarz
Verwendung: Konspiratives Fotografieren von Personen und Situationen










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