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Inventar-Nr: 14538
Objekt: Abzeichen


Abzeichen der Kampfgruppenübung "Geballte Kraft" 1978

Das goldfarbene rot lackierte und mit Polyesterharz beschichtete Abzeichen, es handelt sich vermutlich um das Teilnehmerabzeichen, erinnert an die Kampfgruppenübung die 1978 unter dem Namen "Geballte Kraft" stattfand. Es zeigt das Kampfgruppenemblem, eine Hand mit einem Karabiner und einer rot ausgelegten Fahne, umgeben von der oberhalb angebrachten Umschrift "KAMPFGRUPPENÜBUNG". Unter dem Emblem sind eine geballte Faust und die Inschriften "1978" und "GEBALLTE / KRAFT" angebracht (vgl. auch Objekte von Kampfgruppenspartakiaden).

Die Militarisierung der Gesellschaft in der DDR setzte sich auch in den Betrieben und Verwaltungen fort. Dort stellte man die Kampfgruppen der Arbeiterklasse ("Arbeiterwehren") auf, eine zusätzliche bewaffnete Formation, die in den Anfangsjahren ihres Bestehens die volkseigenen Betriebe schützte und später im Kriegsfall zur "Heimatverteidigung" oder im Falle eines Bürgerkrieges gegen Aufständische eingesetzt werden sollte. Mit den regelmäßig republikweit durchgeführten Kampfgruppenübungen auf Kreis- und Bezirksebene, erstmals 1957 stattfindend, sollten der erreichte Stand der Ausbildung und die Einsatzbereitschaft der Kampfgruppen eingeschätzt werden. Gleichzeitig dienten sie aber auch als politische Drohgebärde nach außen und innen, man zeigte unmissverständlich, dass man bereit sei jeder ernsten Bedrohung des "Friedens" mit Waffengewalt entgegenzutreten.

Den wohl bedeutendsten Einsatz in Ihrer Geschichte hatten die Kampfgruppen bei den Absperrmaßnahmen in Berlin in der Zeit vom 13. bis 23. August 1961, als deren Angehörige demonstrativ in den ersten Reihen stehend, die Sektorengrenze sicherten. Diese von der Führung der SED initiierte politisch-propagandistische Aktion sollte zeigen, das die Kampfgruppen-Angehörigen als "Kollegen und Nachbarn" anscheinend im Interesse des Allgemeinwohls die "sozialistischen Errungenschaften" und den Frieden gegen den imperialistischen Klassenfeind schützten. Sowohl bei den Sicherungsmaßnahmen beim Bau der Berliner Mauer, wie auch später an der Staatsgrenze West zur Bundesrepublik Deutschland arbeiteten die Verbände der Kampfgruppen eng mit der Grenzpolizei und den anderen bewaffneten Einheiten zusammen (vgl. alle Objekte zu den Kampfgruppen der Arbeiterklasse und zur DDR-Grenze).

Der vorgesehene und unmissverständlich angekündigte bewaffnete Einsatz der Kampfgruppen im Herbst 1989 fand hingegen nicht statt. Nur vereinzelt und meist in Zivil gingen Kampfgruppenangehörige gegen Demonstranten vor. Auch am 9. Oktober 1989 blieb der befürchtete Einsatzbefehl für die bewaffneten Kräfte aus. Die Staatsmacht musste angesichts der unerwarteten und friedlich demonstrierenden Menschenmenge kapitulieren. Wie die Hauptabteilung VII/7 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), zuständig für die Überwachung der Kampfgruppen vermerkte, kam es in den ersten Oktobertagen auch vermehrt zu Austritten aus den Kampfgruppen sowie zu Einsatzverweigerungen. Viele der Kampfgruppenangehörigen wollten nicht gewaltsam gegen Freunde und Kollegen vorgehen.


Sammlung: Orden, Abzeichen
Datierung: 1978
Hersteller: unbekannt
Maße: Höhe: 30 mm; Breite: 24 mm
Material: Buntmetall
Farbe: Abzeichen: gold,
Lackierung: rot, hellgrau
Verwendung: Erinnerung, Propaganda, Auszeichnung








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