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Inventar-Nr: 14978
Objekt: Dokument


Identitätsbescheinigung

Die Identitätsbescheinigung (Blanko-Exemplar) besteht aus einem gefalteten Doppelblatt, auf dem die persönlichen Daten (inkl. Kinder) vermerkt und ein Lichtbild aufgeklebt werden konnte. Identitätsbescheinigungen dieser Art galten als Passersatz und waren im September 1968 auf Anregung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) eingeführt worden. In Verbindung mit einem für die jeweilige Reise erforderlichem Visum (vgl. Visastempel) berechtigten sie zum einmaligen Grenzübertritt in die DDR.

Die Erteilung der Identitätsbescheinigungen erfolgte an den Grenzübergangsstellen (GÜST) durch die Passkontrolleinheiten (PKE) des MfS (vgl. einen Grenzkontrollkoffer). Sie wurden ausgestellt, wenn z.B. Einreiseersuchende Personaldokumente mit sich führten, die von der DDR nicht als zum Grenzübertritt berechtigendes Personaldokument anerkannt wurden (z.B. wenn ein BRD-Bürger zur Abfertigung statt eines gültigen Reisepasses einen Personalausweis vorlegten) oder wenn die Personaldokumente ungültig waren (z.B. abgelaufen, lose Seiten), aber an der Echtheit der Dokumente und der Identität der Person keine Zweifel bestanden. Schließlich wurden sie auch verwendet, wenn in den Personaldokumenten kein Platz mehr war für das Anbringen von Visa und Kontrollvermerken.

Der Umstand, dass durch die Ausstellung einer Identitätsbescheinigung ein Visavermerk im eigentlichen Pass umgangen werden konnte, war für die Stasi aus "operativer Sicht" nutzbar: Auf diese Weise konnte bestimmten Personen, an denen das MfS interessiert war, eine Einreise in die DDR ermöglicht werden, ohne dass diese gültige Dokumente brauchten. Gleichzeitig wurde so die Reisetätigkeit geheim gehalten. Die längeren Abfertigungszeiten, die für die Ausstellung einer Identitätsbescheinigung nötig waren, nutzte das MfS häufig gleich für legendierte Gespräche zur Erarbeitung "operativ bedeutsamer" Informationen. Bei der Ausreise wurden die Identitätsbescheinigungen wieder eingezogen und zur Speicherung der Hauptabteilung VI, Abteilung Recherche/Reiseverkehr übergeben. Die Stasi gelangte dadurch zugleich in den Besitz von aktuellen Lichtbildern und Unterschriften von Reisenden.


Sammlung: Ausweise und Berechtigungsscheine
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 10,5 cm; Höhe: 14,8 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: weiß, rosa, oliv,
Aufdruck: braun, schwarz
Verwendung: Berechtigung und Ausweisung, Kontrolle an der Grenze









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