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Inventar-Nr: 15434
Objekt: Tasche


Herrenumhängetasche für versteckte Kleinbildkamera Robot Star

Die schwarze Herrenumhängetasche mit einstellbarem Trageriemen und aus Infrarot (IR) durchlässigem Kunstleder ist nur von außen gewöhnlich: Innen befindet sich eine Geräteplatte für den Einbau einer Kamera vom Typ Robot, so dass die Tasche vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zum "konspirativen Fotografieren" genutzt werden konnte. Die Stasi führte diese Tarnung unter der Bezeichnung "T 104". Neben der Kamera fehlen in der Tasche auch das Generatorteil des für die IR-Fotografie notwendigen Elektronenblitzgerätes vom Typ "elgapress-K" sowie das Batterie- bzw. Stromversorgungsteil. Eingebaut sind hingegen zwei IR-Leuchten (Reflektoren) mit zwei 6-poligen Reflektorsteckern und einem Synchronstecker für den Anschluss an die Kamera, ein an der Seite sitzender Hauptschalter (Druckschalter) über den das Blitzgerät und die Kamera gleichzeitig ein- und ausgeschaltet wurden, ein 5-poliger Schalterstecker, die Magnetkupplung für den Anschluss an den Auslösemagneten der Kamera und der Auslösemechanismus. Fotografiert werden konnte aus der Tasche sowohl wenn sie über der linken als auch wenn sie über der rechten Schulter getragen wurde. Je nach Trageseite erfolgte dann die Auslösung durch Drücken von einem der beiden an den Klappenseiten angebrachten Schalter (parallel geschaltete Auslösedrucktasten). Das Kameraobjektiv befand sich bei eingebauter Kamera direkt hinter dem mit einem IR-Filter versehenen Schmuckaufsatz des Verschlusses, dessen normale Funktion beibehalten wurde. Im Stasi-Fachjargon handelte es sich bei der Tasche um eine "Fotomaske".

Um Devisen für den Import der in Düsseldorf produzierten Robot-Kameras zu sparen, entwickelte das MfS in den 1970er Jahren die Halbformatkamera HFK - ein adäquater Ersatz für die Robot gelang damit jedoch nicht. Weitere Kameras, die das MfS für die konspirative Fotografie nutzten, waren u.a. die schweizer Tessina-, die russischen F 21- und die beim VEB Pentacon Dresden in Auftrag gegebenen und produzierten Geräuscharmen Spiegelreflexkameras (GSK).

Verantwortlich für den auftragsgebundenen konspirativen Einsatz operativ-technischer Mittel und Methoden im MfS war die Abteilung 26, in deren Zuständigkeitsbereich unter anderem auch die Telefonüberwachung, der Einbau von Abhörtechnik und "Wanzen" sowie die Videoüberwachung in Räumen fiel. "Ausstatter" für derartige technische Ausrüstung innerhalb des MfS war der "Operativ-technische Sektor (OTS)", der Kameras in die unterschiedlichsten Behältnisse einbaute, z.B. in Zigarettenetuis, Einkaufsbeutel und sogar in falsche Bäuche. In den meisten Fällen fertigte die Abteilung von den Masken und Modellen jedoch nur Einzelstücke - eine Serienproduktion hätte die Tarnung gefährdet. Eingesetzt wurden die Kameras vor allem von den Mitarbeitern der Abteilung VIII (Beobachtung / Ermittlung) bei der konspirativen Beobachtung.


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Höhe: 33,5 cm; Breite: 28 cm; Tiefe: 9 cm
Material: Tasche: Leder,
Verschluss: Metall,
Einbau: Kunststoff, Metall,
Tasche: Kunstleder
Farbe: Tasche: schwarz,
Verschluss: silber, schwarz,
Platte: schwarz,
Blitzgerät: schwarz
Verwendung: Konspiratives Fotografieren von Personen und Situationen










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