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Inventar-Nr: 15759
Objekt: Formular


Quittung ausgestellt vom Komitee zur Auflösung des Amtes für Nationale Sicherheit in Berlin (Kaufbeleg)

Diesen Beleg über den Verkauf eines Kühlschrankes und einer Liege stellte das staatlichen Komitee zur Auflösung des ehemaligen Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS) in Berlin aus. Hintergrund war, das man Gebrauchsgegenstände des in Auflösung befindlichen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) kostengünstig an die Bevölkerung verkaufte. Neben solchen Gebrauchsgütern wurde aber auch spezielle Stasi-Technik, soweit diese noch nicht durch das MfS selber beseitigt bzw. vernichtet wurden war, angeboten. So bot z.B. das Leipziger Bürgerkomitee zahlreichen Institutionen und Betrieben Teile der Abhöranlage der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) zum Kauf an. Aufgrund der Besonderheit der Technik fanden sich aber nur wenige Abnehmer und eine Zerlegung der Technik um sie für Bastelzwecke an Privatnutzer zu verkaufen scheiterte, da die Leipziger Metallaufbereitung nicht in der Lage war sie zu demontieren. Daraufhin wurden die Anlagen an den VEB Kombinat Metallaufbereitung Hoppegarten übergeben, wo sie unter öffentlicher Kontrolle verschrottet bzw. für Bastelzwecke aufbereitet werden sollten.

Auf Druck der Bürgerkomitees und des Widerstandes aus der Bevölkerung konnte der angestrebte Plan der Regierung Modrow, das AfNS aufzulösen und stattdessen ein Amt für Verfassungsschutz aufzubauen nicht mehr umgesetzt werden. Auf Drängen des "Runden Tisches" wird stattdessen am 8. Februar 1990 auf Ministerratsbeschluss ein staatliches "Komitee zur Auflösung des ehemaligen AfNS" gebildet, das als Nachlassverwalter die praktische Abwicklung des MfS/AfNS leiten sollte. Fast die Hälfte der Mitarbeiter des Komitees waren ehemalige MfS-Mitarbeiter, was zu Auseinandersetzungen führte, da die Bürgerkomitees die MfS-Auflösung nicht diesem selber überlassen wollten. In jedem Bezirk der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurden Bezirksarbeitsstäbe des Komitees gegründet. Unter deren Obhut sollte alles aufgefundene Stasi-Schriftgut unter Kontrolle der Bürgerkomitees in "Bezirksdepots" gesichert werden. Nach der ersten freien Volkskammerwahl in der DDR am 18. März 1990 wurde das Komitee dem neu gewählten Innenminister Peter-Michael Diestel unterstellt. Obwohl die Aktenvernichtung bereits seit Dezember 1989 durch den mutigen Einsatz der eilig gegründeten Bürgerkomitees größtenteils gestoppt werden konnte wurden mit Kenntnis von Diestel trotzdem auch weiterhin Stasi-Akten vernichtet. So wies z.B. der damalige Leiter des Komitees zur Auflösung des AfNS, Günter Eichhorn, den Bezirksarbeitsstab Leipzig an, Akten und Dokumente der Abteilung XV (Aufklärung) nach Berlin zu überführen, um sie dort zu vernichten. Das Bürgerkomitee Leipzig verweigerte jedoch die Herausgabe, unter anderem auch aufgrund fehlender rechtlicher Grundlage für diese Aktenvernichtung.


Sammlung: Formulare
Datierung: 30.05.1990
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 12,3 cm; Länge: 10,5 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: beige,
Aufdruck: schwarz,
Aufschrift: blau,
Stempel: hellgrau
Verwendung: Bezahlung und Warenerwerb, Dokumentation








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