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Inventar-Nr: 17500
Objekt: Programm


Wahlprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands für die Kommunalwahlen 1990 in Leipzig

Ein Jahr nach den gefälschten Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 fanden am 6. Mai 1990 die ersten freien und geheimen Kommunalwahlen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) statt. Am 21. April 1990 beschloss der SPD-Bezirksverband Sachsen-West auf dem Wahlparteitag in der Reformierten Kirche sein Kommunalwahlprogramm für Leipzig. Die SPD verkündete darin, die Messestadt wieder zu einem Zentrum in Europa machen zu wollen. Die vorliegende Ausgabe dieses Programms besteht aus vier A4-Seiten des typischen DDR-Druckpapiers, die alle in der Mitte gefaltet und ineinander gesteckt sind. Auf dem Deckblatt sind das Messe-Emblem und der Löwe aus dem Leipziger Stadtwappen abgebildet. Entgegen dem allgemeinen Trend in der DDR gewann die SPD mit ihrem aus Hannover stammenden Spitzenkandidaten Dr. Hinrich Lehmann-Grube in Leipzig die Kommunalwahl mit 35,13% und errang 45 Sitze in der Stadtverordnetenversammlung. Mit der Wahl hofften die Leipziger, dass durch Lehmann-Grubes langjährige kommunalpolitische Erfahrung, die gravierenden Probleme der Stadt am ehesten zu lösen seien.

Nach der Volkskammerwahl am 18. März 1990 waren die oberste Volksvertretung und die Regierung der DDR hinreichend demokratisch legitimiert. Auf regionaler und kommunaler Ebene stand der Übergang zu demokratischen Strukturen, die den Bevölkerungswillen repräsentierten, noch aus. In vielen Orten der DDR hatten sich die aus der Friedlichen Revolution hervorgegangenen "Runden Tische" umfangreiche Mitspracherechte gesichert oder sogar wie in Leipzig legislative Funktionen erfüllt und damit direkt Macht ausgeübt. Nun sollten nur demokratisch gewählte Kommunalvertreter diese übernehmen. Die abgehaltenen Kommunalwahlen am 6. Mai 1990 bestätigten DDR-weit weitestgehend die Ergebnisse der Wahlen zur Volkskammer. Mit etwa 80% war die Wahlbeteiligung auch wieder außerordentlich hoch (in Leipzig 70,33%). In Leipzig stellten sich dem Votum der Bürger 21 Parteien, politische Organisationen, Bürgerbewegungen und Listenvereinigungen sowie sechs Einzelkandidaten. Am 30. Mai 1990 konstituierte sich die neue Stadtverordnetenversammlung von Leipzig, Superintendent Friedrich Magirius wurde zum Stadtpräsidenten gewählt. Auf der zweiten Tagung der Stadtverordneten am 6. Juni 1990 wählte man Dr. Hinrich Lehmann-Grube mit 76% der abgegebenen Stimmen zum neuen Oberbürgermeister (vgl. unterschiedliche Wahlwerbung).


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 06.05.1990
Hersteller: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Leipzig
Maße: Breite: 14,9 cm; Länge: 21 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: beige,
Aufdruck: schwarz
Verwendung: Information, Wahlwerbung










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