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Inventar-Nr: 17525
Objekt: Handzettel


Flugblatt mit einem Aufruf der Projektgruppe Menschenrechte in der DDR der Initiative Frieden und Menschenrechte

Mit diesem Aufruf vom 10. Dezember 1989 forderte die Projektgruppe Menschenrechte in der DDR der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) die Öffentlichkeit in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zur Unterstützung der Arbeit der Gruppe auf. Der Aufruf machte die Öffentlichkeit nicht nur mit dem Anliegen der Gruppe vertraut, er bestärkte die Bevölkerung gleichzeitig auch darin, Verstöße gegen die Grundrechte an die angegebenen Kontaktadressen weiter zu geben. Gleichzeitig informierte die Gruppe auch darüber, das die bis dahin bestehende "Arbeitsgruppe zur Situation der Menschenrechte in der DDR" neu ausgerichtet als "Projektgruppe Menschenrechte in der DDR" in die IFM aufgenommen wurde. Den Aufruf, der anlässlich des 41. Jahrestages der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte erschien, vervielfältigte (hektografiert) man - vermutlich - auf einem "Spritumdrucker" (vgl. weitere hektografierte Schriften).

Das öffentliche Eintreten für demokratische Grund- und Menschenrechte in der DDR war gefährlich und konnte lange Haftstrafen zur Folge haben. Trotzdem beschäftigten sich zahlreiche oppositionelle Gruppen mit Rechtsfragen und Menschenrechten. Die Gruppen standen in ständiger Verbindung. Um diese einzelnen Gruppen zu vernetzen wurde am 6. Dezember 1988 eine "Arbeitsgruppe zur Situation der Menschenrechte in der DDR" gegründet. Innerhalb der Oppositionsbewegung war der Einfluss der Menschenrechtsgruppen relativ groß, insbesondere die Gruppen in Leipzig um Pfarrer Christoph Wonneberger waren besonders aktiv. So verteilten beispielsweise Oppositionelle am 5. Dezember 1988 auf dem Leipziger Nikolaikirchhof Flugblätter, in denen sie über die UN-Menschenrechtsdeklaration informierten. Außerdem sprachen sie in dem Flugblatt von einer Demonstration, die auf dem Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) - im Text als Planquadrat L 19 des Leipziger Stadtplans angegeben - am 10. Dezember 1988 wegen der hohen Präsenz der Sicherheitskräfte nicht stattfinden könne. Dies war ein Spaß, um das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zu ärgern. Von Leipzig aus rief wenige Tage später die "Arbeitsgruppe zur Situation der Menschenrechte in der DDR" aus Anlass des Internationalen Tages der Menschenrechte am 10. Dezember 1988 überregional dazu auf, Informationen über Menschenrechtsverletzungen in der DDR zu sammeln und der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Staatssicherheit erfuhr durch den Einsatz inoffizieller Mitarbeiter von dem Aufruf, die Abteilung XX des MfS leitete daraufhin operative Kontrollmaßnahmen ein. Durch eine konspirative Sonderleerung eines öffentlichen Briefkastens durch die Abteilung M der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) und die Sicherstellung und Kontrolle der Postsendungen gelangte die Stasi in den Besitz des Aufrufes. Sie sah in der Sammlung von Verletzungen der UN-Menschenrechtskonvention in der DDR ein gesetzwidriges Verhalten (vgl. auch die Ereignisse um die Demonstration für demokratische Grundrechte am 15. Januar 1989).


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 10.12.1989
Hersteller: Projektgruppe Menschenrechte in der DDR, Initiative Frieden und Menschenrechte
Maße: Breite: 20,8 cm; Länge: 29,7 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: beige,
Aufdruck: violett
Verwendung: Information, Protest und Demonstrationen









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