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Inventar-Nr: B00631
Objekt: Miniaturbuch


Miniaturbuch "Briefe aus dem Gefängnis"

In dem in beigefarbenes Leder gebundenen Minibuch sind Briefe vereinigt, die Rosa Luxemburg während ihrer Zeit im Gefängnis an Sophie Liebknecht, die Frau Karl Liebknechts schrieb. Mehrfach aufgelegt und teilweise auch im Schuber, war dieser Band u.a. auch für den Export bestimmt. Auf dem Buchdeckel sind in Goldschrift die Verfasserin "Rosa Luxemburg" und der Titel, auf dem Buchrücken nur die Verfasserin zu lesen. Eine einzige Abbildung befindet sich in dem Band, eine Schwarz-Weiß-Fotografie mit dem Porträt von Rosa Luxemburg. Ein Einführungstext zeichnet ihre Biographie nach, es werden ihre "unsterblichen Verdienste um die Weiterführung und Durchsetzung des Marxismus in der Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolutionen" und ihr Kampf um die freiheitliche Entwicklung der Arbeiterklasse gewürdigt. Das der Dietz Verlag Berlin diesen Band herausbrachte verwundert nicht, war er es doch, der im Auftrag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) gegründet, die Werke von Marx und Engels und viel weitere "sozialistische Klassiker" veröffentlichte und auch heute noch herausbringt.

Viele dieser kleinen buchkünstlerisch gelungenen Ausgaben der Buchproduktion der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) waren beliebte Geschenke und heiß begehrte Objekte leidenschaftlicher Sammler - zumeist überstieg die Nachfrage stets das Angebot, kamen doch viele Ausgaben gar nicht erst in den Buchhandel. Herausgeber vieler Titel waren oft staatliche Behörden, Einrichtungen und gesellschaftliche Organisationen, die solche Miniaturbücher als Ehrengeschenke oder als besondere Auszeichnung an ihre Mitarbeiter und Mitglieder oder aber auch untereinander vergaben. Das Repertoire dieser Ausgaben erschöpfte sich dann hauptsächlich in politischen Schriften, Agitationstexten und Propagandamaterialien. Auch im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) war es Brauch, das zu besonderen Anlässen und für hervorragende Verdienste die hauptamtlichen Mitarbeiter, die Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) und die gesellschaftlichen Kräfte (z.B. GMS) zum Teil mit den kleinen Büchern ausgezeichnet worden. Gleiches gilt für Personen, mit denen das MfS im Rahmen des "Politisch-operativen Zusammenwirkens" (POZW) Kontakt hielt, auch sie bekamen als Ehrengabe sehr oft eines der in geringen Auflagen gefertigten Büchlein. Anlässlich des 40. Jahrestages des MfS im Februar 1990 sollte von Erich Mielke persönlich die dreibändige Ausgabe "Aktivisten der 1. Stunde" an einen kleinen ausgesuchten Personenkreis überreicht werden. Die Auflösung des MfS verhinderte dies jedoch. Viele dieser als Auszeichnung bestimmten Ausgaben waren mit Goldschnitten versehen, teilweise signiert, mit einer Urkunde ausgestattet oder zusammen mit einer Medaille in einem Etui oder in einer Schmuckkassette eingelegt. Auch die in Kleinstauflagen gefertigten internen Dienstausgaben einiger Dienststellen der bewaffneten Organe der DDR wurden als Erinnerungs- oder Gastgeschenke, wenn auch nur an einen sehr kleinen und ausgewählten Personenkreis, ausgegeben. Einige durch die Verwaltung Aufklärung der Nationalen Volksarmee (NVA) herausgegebene interne Dienstausgaben erhielten z.B. nur Parteifunktionäre, Angehörige der Hauptverwaltung Aufklärung des MfS oder hohe ausländische Offiziere der Bruderorgane (vgl. alle Miniaturbücher).



Sammlung: Buch
Hersteller: Offizin Andersen Nexö, Graphischer Großbetrieb Leipzig
Maße: Buch: Länge: 51 mm; Breite: 43 mm; Höhe: 22 mm;
Buchblock: Länge: 48 mm; Breite: 38 mm
Material: Buchblock: Papier,
Einband: Leder, Pappe
Farbe: Einband: gold, beige

Autor/Herausgeber: Luxemburg, Rosa
Verlag: Dietz Verlag Berlin
Erscheinungsjahr: 1978
Erscheinungsort: Berlin
Auflage: 3., erweiterte Auflage
Umfang: 388 S.








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