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Inventar-Nr: B00850
Objekt: Buch


Dokumentation "Auferstanden aus Ruinen - und wie weiter?"
Chronik der Wende in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz 1989/90

Die 1991 als Broschur erschienene Chronik "Auferstanden aus Ruinen - und wie weiter?" berichtet von den Ereignissen der "Wende" 1989/90 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz). Neben der im Oktober 1989 beginnenden und durch zahlreiche Fotos und Dokumente illustrierten Chronologie der Ereignisse wird der Band mit einem Beitrag von Steffen "Gullymoy" Geißler eingeleitet, der über die Entstehung und die Aktivitäten der oppositionellen Gruppen in Karl-Marx-Stadt in den 1980er Jahren berichtet. Im Zentrum des Beitrages stehen dabei die vor Ort über den kirchlichen Raum hinaus agierenden und vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) (vgl. Linie XX) überwachten Gruppen und deren Aktionen besonders nach den gefälschten Kommunalwahlen am 7. Mai 1989.

Während in Leipzig nach den Friedensgebeten in der Nikolaikirche bereits im September 1989 die Montagsdemonstrationen zur Massenbewegung werden, steigt Anfang Oktober 1989 in der Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Bereitschaft, offen gegen die Politik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zu protestieren. In zahlreichen Städten, so auch in Karl-Marx-Stadt, gingen jetzt viele Menschen auf die Straße. Auf die Massenproteste reagierten SED und Sicherheitskräfte mit zunehmender Gewalt und Repressionen. Zu schweren Auseinandersetzungen kam es ab dem 4. Oktober 1989 in Dresden, als Ausreisewillige versuchten, den Hauptbahnhof zu stürmen. Sie wollten die Züge mit den Botschaftsflüchtlingen aus Prag erreichen. Erstmals kam die Nationale Volksarmee (NVA) zum Einsatz. Weitere und vielfältige Proteste erfolgten entlang der Zugstrecke. Auch in Karl-Marx-Stadt kam es an diesem Abend am Hauptbahnhof erstmals zu einer größeren Protestaktion, die zur Konfrontation zwischen Demonstranten und Polizei führte. Bereits am 7. Oktober, dem 40. Jahrestag der DDR, kam es wiederum, wie auch in vielen anderen Städten, zu Demonstrationen. Rund 700 Menschen versammelten sich im Laufe des Vormittages am Luxor-Palast und zogen schweigend in das Stadtzentrum. An der Zentralhaltestelle wurde der Demonstrationszug durch den Einsatz von Wasserwerfern, Kampfgruppen in Zivil und Bereitschaftspolizei gestoppt. Dabei kam es zu gewaltsamen Übergriffen der Sicherheitskräfte und zu zahlreichen Verhaftungen. Im Zuge der fortschreitenden Demokratiebewegung erfolgte auch in Karl-Marx-Stadt am 5. Dezember 1989 die Besetzung der dortigen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) bzw. des Bezirksamtes für Nationale Sicherheit (BAfNS) durch eine Gruppe von Bürgervertretern. In Anwesenheit von Staatsanwälten wurden dabei Schränke und Räume versiegelt, um die von der Stasi seit Mitte November 1989 exzessiv betriebene Aktenvernichtung zu unterbinden.

Neben zahlreichen, teilweise zeitnah herausgegebenen Abhandlungen zum Thema Umbruch/"Wende" 1989/90, welche umfassend sowohl über die überregionalen als auch die regionalen Ereignisse berichten, wurden auch viele Berichte zur Auflösung des MfS veröffentlicht. Unmittelbar nach den Besetzungen der BVfS durch die Bürger und der Konstituierung von Bürgerkomitees (vgl. Bürgerkomitee Leipzig) nahmen verschiedene legitimierte Arbeitsgruppen und Untersuchungsausschüsse ihre Arbeit auf und begannen mit der Auflösung des MfS und seines Nachfolgers des Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS). Die Arbeit und die Ergebnisse der Untersuchungen während des Auflösungsprozesses in den Bezirken der DDR wurden dabei in zahlreichen Arbeits- und Abschlussberichten sowie Dokumentationen festgehalten.


Sammlung: Buch
Hersteller: Druckwerkstätten Stollberg GmbH i.G., Förster & Borries, Zwickau
Maße: Breite: 16,5 cm; Länge: 23,5 cm; Höhe: 1,4 cm
Material: Papier
Farbe: Einband: schwarz-weiß, grau

Autor/Herausgeber: Geißler, Steffen
Reum, Monika
Verlag: Verlag Heimatland Sachsen GmbH Chemnitz
Erscheinungsjahr: 1991
Erscheinungsort: Chemnitz
Auflage: 1. Auflage
Umfang: 241 S.








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