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Inventar-Nr: B01169
Objekt: Buch


Broschüre "Gefährliche Schatten"
Eine Erzählung nach Tatsachen über Schädlingstätigkeit in der Landwirtschaft

Diese Propagandabroschüre wurde von der Abteilung Agitation des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) herausgegeben. Wie aus dem Titel hervorgeht, handelt es sich bei der Publikation um eine Erzählung die angeblich auf einer wahren Geschichte - hier im Dorf Zepkow im Kreis Röbel geschehen - beruht. Es ist der Versuch des MfS die Öffentlichkeit über die "feindlichen Aktivitäten" aufzuklären, denen die Deutsche Demokratische Republik (DDR) beim Aufbau der sozialistischen Landwirtschaft, ausgesetzt war. Es wird beschrieben wie die Genossenschaftsbauern der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) an der Seite der Mitarbeiter der Neubrandenburger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gegen westdeutsche UfJ-Agenten, alte Nazi-Aktivisten und Großbauern vorgingen die Agrar-Sabotage betrieben und sich gegen die Kollektivierung der Landwirtschaft widersetzten. Im Stile des sozialistischen Sprachjargons werden sie als "Feinde jeder friedlichen Arbeit", "Konterrevolutionäre", "Klassenfeinde" oder "konterrevolutionäre Bande" betitelt. Die von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED) durchgeführte Kollektivierung erfolgte zumeist durch Zwang. Neben den Großbauern waren es auch viele der Kleinbauern die den ideologischen Maßgaben der SED nicht folgen und z.B. in die neu gegründeten LPG eintreten wollten. Ließen sie sich auch nicht durch gezielte Propaganda zu diesem Schritt bewegen, griffen die SED und das MfS hart durch. Neben Verhaftungen, Anklagen - zumeist begründet mit Verbrechen gegen die sozialistische Landwirtschaft oder geplanter Sabotage - und Verurteilungen wurden Zwangsenteignungen durchgeführt. Viele der Bauern verließen aber auch unter dem Druck ihre Güter und siedelten in den Westen über.

Vor allem in den ersten zwei Jahrzehnten ihres Bestehens unternahm die Staatssicherheit große Anstrengungen um die Bürger zur aktiven Mitarbeit bei der Sicherung des Staates zu bewegen. Eine offensive Öffentlichkeitsarbeit, die hauptsächlich von den territorialen Diensteinheiten des MfS betrieben wurde, sollte die Bevölkerung über die Tätigkeit des MfS und dessen Ergebnisse informieren und die Bereitschaft fördern die Stasi zu unterstützen. In Zusammenarbeit mit den staatlichen Organen und Institutionen präsentierte das MfS vorwiegend in den Bezirksstädten mehrere thematische Ausstellungen, in denen zumeist die Aktivitäten der westlichen Geheimdienste und deren Aufgaben in der DDR beschrieben und die vermeintliche Spionagetätigkeit und die angeblichen Verbrechen für den "Westen" tätiger DDR-Bürger angeprangert worden. Weiterhin zielten solche Ausstellungen auch darauf, um die Bevölkerung über den angeblichen dekadenten Einfluss der westlichen Medien auf die DDR-Jugend aufzuklären. Bis Ende der 1960er Jahre erfolgte die Agitation durch das MfS auch offen mit Hilfe aller Massenmedien. Neben Fernsehdokumentationen und -beiträgen, in denen vordergründig die Aufdeckung und Entlarvung von kriminellen Menschenhändlerringen, Agentennetzen, Nazi- und Kriegsverbrechern und gegen die DDR agierenden Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und Westberlins als Erfolg der Aufklärungsarbeit durch das MfS gefeiert wurden, gehörten aber auch Kinofilme wie "For eyes only" oder eine Vielzahl von Publikationen und Dokumentationen, wie vorliegend, zum Propaganda-Repertoire. Als eine der erfolgreichsten Produktionen des DDR-Fernsehens gilt die mit aktiver Unterstützung des MfS in den 1970er Jahren entstandene Fernsehserie "Das unsichtbare Visier", deren Protagonist ein Kundschafter des MfS ist (vgl. auch ein Tafelwerk welches Agitationszwecken diente).


Sammlung: Buch
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Breite: 13,8 cm; Länge: 19 cm
Material: Heftklammer: Metall,
Heftblock: Papier,
Einband: Papier
Farbe: Einband: mehrfarbig

Autor/Herausgeber: Ministerium für Staatssicherheit, Abt. Agitation
Erscheinungsjahr: 1960
Erscheinungsort: Berlin
Auflage: 1. Auflage
Umfang: 24 S.









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