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Inventar-Nr: B02135
Objekt: Buch


Buch "Die graue Hand"
Eine Abrechnung mit dem Bonner Geheimdienst

Dieses Buch - hier mit farbigen Schutzumschlag - wurde von Julius Mader (1929-2000) verfasst. Mader war ein früherer Publizist der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und Geheimdienstexperte, der seit 1962 auch als Offizier im besonderen Einsatz (OibE) (Deckname "Feingold") für die Stasi tätig war. Von ihr erhielt er auch die meisten Informationen für seine Schriften. Diese aufwendige, mit einer Vielzahl von schwarz-weiß Abbildungen versehene Dokumentation, diente der sozialistischen Propaganda und sollte die Öffentlichkeit über die Tätigkeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) und seines ersten Präsidenten Reinhard Gehlen (1902-1979, Deckname "Dr. Schneider") aufklären. Bei dem im Buchtitel verwendeten Begriff "graue Hand" handelt es sich laut Aussage des Autors um eine Bezeichnung für Gehlen, die aus der Zeit seiner Tätigkeit im Oberkommando der Wehrmacht stammt. Gerade diese Funktion während des 2. Weltkrieges aber auch sein ausgewiesener Anti-Kommunismus und seine Auswahl von BND-Mitarbeitern mit NS-Vergangenheit dienten dem Autor dazu, um von der Person Gehlen und dem BND ein verzerrtes Bild zu zeichnen, welches der verordneten antifaschistischen und antiimperialistischen Politik der DDR entsprach.

Vor allem in den ersten zwei Jahrzehnten ihres Bestehens unternahm die Staatssicherheit große Anstrengungen um die Bürger zur aktiven Mitarbeit bei der Sicherung des Staates zu bewegen. Eine offensive Öffentlichkeitsarbeit, die hauptsächlich von den territorialen Diensteinheiten des MfS betrieben wurde, sollte die Bevölkerung über die Tätigkeit des MfS und dessen Ergebnisse informieren und die Bereitschaft fördern die Stasi zu unterstützen. In Zusammenarbeit mit den staatlichen Organen und Institutionen präsentierte das MfS vorwiegend in den Bezirksstädten mehrere thematische Ausstellungen, in denen zumeist die Aktivitäten der westlichen Geheimdienste und deren Aufgaben in der DDR beschrieben und die vermeintliche Spionagetätigkeit und die angeblichen Verbrechen für den "Westen" tätiger DDR-Bürger angeprangert worden. Weiterhin zielten solche Ausstellungen auch darauf, um die Bevölkerung über den angeblichen dekadenten Einfluss der westlichen Medien auf die DDR-Jugend aufzuklären. Bis Ende der 1960er Jahre erfolgte die Agitation durch das MfS auch offen mit Hilfe aller Massenmedien. Neben Fernsehdokumentationen und -beiträgen, in denen vordergründig die Aufdeckung und Entlarvung von kriminellen Menschenhändlerringen, Agentennetzen, Nazi- und Kriegsverbrechern und gegen die DDR agierenden Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und Westberlins als Erfolg der Aufklärungsarbeit durch das MfS gefeiert wurden, gehörten aber auch Kinofilme wie "For eyes only" oder eine Vielzahl von Publikationen und Dokumentationen, wie vorliegend, zum Propaganda-Repertoire. Als eine der erfolgreichsten Produktionen des DDR-Fernsehens gilt die mit aktiver Unterstützung des MfS in den 1970er Jahren entstandene Fernsehserie "Das unsichtbare Visier", deren Protagonist ein Kundschafter des MfS ist. Im Rahmen der Traditionsarbeit und -pflege führte das MfS seine Propaganda und Aufklärungsarbeit aber auch zielgerichtet direkt in die Schulen, Betriebe und Organisationen und betreute dort in Form von Partner- und Patenschaften u.a. Schulklassen und Kollektive (vgl. auch ein Tafelwerk welches Agitationszwecken diente).



Sammlung: Buch
Hersteller: Karl-Marx-Werk
Maße: Breite: 15,5 cm; Länge: 22 cm; Höhe: 1,5 cm
Material: Umschlag: Papier,
Buchblock: Papier,
Einband: Pappe, Leinen
Farbe: Umschlag: grün, gelb, schwarz, weiß,
Einband: dunkelgrün, hellbraun,
Aufdruck: gelb

Autor/Herausgeber: Mader, Julius
Verlag: Kongress-Verlag
Erscheinungsjahr: 1960
Erscheinungsort: Berlin
Auflage: 1. Auflage
Umfang: 240 S.









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