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Inventar-Nr: B02497
Objekt: Samisdat


Samisdatzeitschrift "Forum für Kirche und Menschenrechte"

Die Monatszeitschrift "Forum Kirche und Menschenrechte" - vorliegend die erste Ausgabe vom September 1989 - gehört zur so genannten Samisdat-Literatur die von der Opposition in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) meist unter dem Schutz der Kirche herausgegeben wurde. Solche "innerkirchlichen" Schriften waren eines der wenigen Mittel, das staatliche Informationsmonopol zu durchbrechen. Die umfangreiche Samisdat-Zeitschrift wurde in Leipzig zusammen von der Arbeitsgruppe Menschenrechte (AGM) in der Lukasgemeinde um Christoph Wonneberger und dem Arbeitskreis Gerechtigkeit (AKG) herausgegeben. Erschienen sind von der auf einer Maschine vervielfältigten Zeitschrift aber nur zwei Ausgaben in einer Auflage von je 500 Exemplaren (vgl. auch Ausgabe 2). Der Schwerpunkt der Zeitschrift lag vorwiegend in der Berichterstattung zur Situation der Menschenrechte in der DDR und im Ostblock. Ergänzend dazu verfügte das Blatt auch über einen Dokumentationsteil. Die Arbeitsgruppe Menschenrechte, die fest in der Leipziger Lukasgemeinde verankert war, setzte sich schon 1987/88 für einen Sozialen Friedensdienst ein. Mit anderen Basisgruppen (Menschenrechtsgruppen) gründete sie dann Ende 1988 die "Arbeitsgruppe zur Situation der Menschenrechte in der DDR", organisierte 1989 den "Statt-Kirchentag" und richtete eine Bibliothek für Samisdat-Drucke und Veröffentlichungen zur DDR sowie Ostmitteleuropa ein (vgl. weiteren politischen Samisdat und kirchlichen Halbsamisdat).

Seit Mitte der 1980er Jahre gab die Opposition in der DDR immer mehr inoffizielle Publikationen heraus. Wurden in den anfangs vereinzelt und in kleinen Auflagen erschienenen Blättern - die oft von einer christlich geprägten Sprache bestimmt waren - zumeist nur Termine, Artikel über Umweltaktionen (z.B. Baumpflanzaktionen) oder Beiträge zur eigenen Gruppe veröffentlicht, behandelte man jetzt auch offen politische Themen. Dabei waren die politischen Richtungen der Publikationen ebenso unterschiedlich wie deren Wirken (regional bzw. landesweit). In der DDR existierten 1987 über 20 verschiedene periodisch erscheinende Protestblätter die von unterschiedlichen Basisgruppen im Selbstverlag (Samisdat) herausgegeben wurden, 1988 waren es etwa 30 und ein Jahr später annähernd 40.

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beobachtete und verfolgte intensiv die Herstellung und Verbreitung der im Selbstverlag und an der staatlichen Zensur vorbei erschienenen "Untergrundpublikationen" (vgl. Linie XX). Durch massiven Druck auf die Kirche und durch eingeschleuste Inoffizielle Mitarbeiter (IM) in den Oppositionsgruppen versuchte sie das Erscheinen von solch unliebsamen Publikationen zu verhindern oder aber den Inhalt weitestgehend politisch zu "entschärfen". Brachte dies keinen Erfolg wurden auch Ordnungsstrafverfahren oder "Zersetzungsmaßnahmen" gegen Redaktionsmitarbeiter eingeleitet. Oft, so z.B. im Fall der Durchsuchung der Umwelt-Bibliothek im November 1987 durch die Staatssicherheit, kam es auch zu Verhaftungen und zur Beschlagnahmung der Vervielfältigungsgeräte und Druckmaterialien. Gleiches geschah auch, wenn die Stasi der Hersteller und Verteiler illegaler Flugblätter habhaft wurde.


Sammlung: Samisdatschriften, kirchliche und Oppositionsblätt
Hersteller: Arbeitsgruppe Menschenrechte der Lukasgemeinde Leipzig
Maße: Länge: 29,8 cm; Breite: 21 cm
Material: Heftklammer: Metall,
Heftblock: Papier
Farbe: Aufdruck: schwarz,
Heftblock: beige

Autor/Herausgeber: Arbeitskreis Gerechtigkeit
Arbeitsgruppe Menschenrechte der Lukasgemeinde Leipzig
Verlag: Eigenverl.
Erscheinungsjahr: 1989
Erscheinungsort: Leipzig
Auflage: 1. Ausgabe
Umfang: 59 S. / 40 Blatt
Band: Nr. 1










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