Das Sichtlochverfahren

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Das Sichtlochverfahren war vor der Einf?hrung elektronischer Datenverarbeitungssysteme ein g?ngiges System zur Speicherung und Auswertung von Informationen anhand von Karteikarten, das u. a. auch vom Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS) genutzt wurde.

Im Gegensatz zum Kerblochverfahren, bei dem Informationen personenbezogen gespeichert und Sachverhalte bestimmten Personen oder Dingen zuordnet wurden, war das Sichtlochverfahren sachbezogen und ordnete Personen (oder z. B. B?cher in Bibliothekskatalogen) bestimmten Sachverhalten bzw. Schlagworten zu. Das Prinzip war dabei wie folgt: Die Sichtlochkarten im Format DIN A 4 waren mit einem feinmaschigen Raster versehen, in dem jedes Feld einer bestimmten Person (bzw. Buch) entsprach; die Karteikarten an sich entsprachen dabei jeweils einem anderen Schlagwort. Durch die Lochung einzelner Felder auf den Sachkarten mit eigens daf?r vorgesehenen Stanzen wurde sichtbar gemacht, f?r welche Personen der jeweilige Sachverhalt zutreffend war. Jede Karteikarte hatte dabei eine Kapazit?t von knapp 7.000 Personen. Die Lochung erm?glichte eine kombinierte Auswertung nach mehreren Schlagworten: Wurde nach Personen gesucht, auf die mehrere Sachverhalte gleichzeitig zutrafen, wurden die entsprechenden Sachkarten ?bereinander gelegt und gegen das Licht gehalten. Folglich trat das Licht nur an den Stellen durch, an denen alle Karten gelocht waren ? womit nur die L?cher sichtbar waren (deshalb Sichtlochkarten), die die entsprechend gesuchten Personen repr?sentierten.

Im MfS bildete ein einheitlich vorgegebener Rahmenkatalog mit Begriffen zu ?Sachverhaltskomplexen? (SVK) und ?Sachverhaltsarten? (SVA), der von der jeweiligen Diensteinheit nach deren Bed?rfnissen variiert und erweitert werden konnte, die Basis f?r die Kategorisierung der Karten. Das Sichtlochverfahren wurde 1980 f?r alle operativen Diensteinheiten des MfS eingef?hrt. Ein anderes vom MfS genutztes Lochkartensystem war das Kerbloch- bzw. Randlochkartenverfahren. S?mtliche Karteien und Karteisysteme waren aufs Engste verkn?pft mit der Abteilung XII, die das zentrale Archiv des Ministeriums bzw. der einzelnen Bezirksverwaltungen war.


Glossar
Literatur