Die Hauptverwaltung Aufkl?rung (HVA)
(Auslandsspionage)

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Das Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS) war nach dem sog. Linienprinzip organisiert: Die meisten Hauptabteilungen (HA) im Ministerium setzten sich als Abteilungen in den einzelnen Bezirksverwaltungen (BVfS) fort. Gemeinsam bildeten sie eine ?Linie?. So setzte sich auch die Hauptverwaltung Aufkl?rung (HVA) des MfS in den Bezirksverwaltungen fort, wo sie jedoch als ?Abteilung XV? firmierte.

Die HVA war der Auslandsnachrichtendienst der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und eine besonders wichtige Abteilung des MfS. Sie wurde ?ber 34 Jahre lang von Markus Wolf geleitet, der erst 1987 von Werner Gro?mann abgel?st wurde. Der Leiter der HVA war zugleich Stellvertreter Mielkes. Die von der HVA betriebene Auslandsspionage bezog sich vor allem auf die Bereiche Politik, Wirtschaft, Technologie, Milit?r und gegen?ber anderen Geheimdiensten. Als ?Operationsgebiete? standen die Bundesrepublik, Westberlin, die USA, die anderen NATO-Staaten sowie zunehmend auch die VR China, internationale Krisenzonen und einige Entwicklungsl?nder im Vordergrund. Sie arbeitete dabei eng mit dem sowjetischen Geheimdienst KGB und den Sicherheitsorganen befreundeter Staaten zusammen. Die operative Arbeit der HVA war darauf ausgerichtet, feindliche St?tzpunkte sowie Agenturen im In- und Ausland m?glichst schnell aufzudecken und genaue Kenntnisse ?ber deren Pl?ne und T?tigkeiten zu erwerben, um sie effektiv bek?mpfen zu k?nnen. So zielte die Politikspionage nicht allein auf das blo?e Auskundschaften des Gegners, vielmehr versuchte das MfS, auch aktiv in feindliche Institutionen eindringen und eingreifen zu k?nnen. Zu diesem Zweck hatte die HVA auch in westlichen Parteien und extremistischen Gruppierungen Informanten (siehe auch Inoffizielle Mitarbeiter (IM)). Aufgrund des st?ndigen Mangels an Devisen in der DDR und der wissenschaftlich-technischen Unterlegenheit gegen?ber dem westlichen Ausland war auch die Wirtschafts- und Technologiespionage von gro?er Bedeutung. Auf milit?rischem Gebiet sollte die HVA m?gliche Kriegsvorbereitungen auf Seiten des Feindes fr?hzeitig erkennen. Ausl?ndische Geheimdienste, die von der HVA bespitzelt wurden, waren in erster Linie die westdeutschen Dienste Bundesnachrichtendienst (BND), Milit?rischer Abschirmdienst (MAD) und Bundesverfassungsschutz (BVS) sowie die US-amerikanische CIA (Central Intelligence Agency).

Doch auch im Inland war die HVA massiv t?tig. Im Bezirk Leipzig war die Abteilung XV, die der HVA fachlich unterstellt war, z.B. an der Universit?t sehr aktiv. Haupts?chlich f?r die Anwerbung neuer IM unterhielt die Leipziger Abteilung XV eigens eine ?Operative Au?engruppe? (OAG) in einem zentralen Messehaus. Die Angelegten Vorg?nge wurden jedoch nicht in der Abteilung XII der BVfS registriert und archiviert, sondern zentral im Referat R der HVA aufgenommen.

Im Winter 1989/90 gelang des den Mitarbeitern der Hauptverwaltung Aufkl?rung bzw. der Abteilungen XV, die B?rgerkomitees und andere an der Aufl?sung des MfS Beteiligte davon zu ?berzeugen, dass es sich bei der HVA um einen ganz gew?hnlichen Geheimdienst handelte, was ihnen erm?glichte, die Abteilung weitgehend unkontrolliert selbst aufzul?sen und viele Spuren ihrer T?tigkeit zu verwischen. Obwohl der Kenntnisstand deshalb nicht ausreicht, um umfassend ?ber die Auswirkungen der T?tigkeit der HVA urteilen zu k?nnen, muss man davon ausgehen, dass sie wohl einer der bestfunktionierenden Auslandsgeheimdienste war.

Zuletzt hatte die HVA auf Ministeriumsebene 4.126 Mitarbeiter; die Abteilung XV im Bezirk Leipzig z?hlte 62 hauptamtlich Besch?ftigte (Stand 1989). Nach Angaben der Bundesbeauftragten f?r die Stasi-Unterlagen (BStU) aus dem Jahr 2004 hatte die HVA zudem rund 10.000 DDR-B?rger als Inoffizielle Mitarbeiter sowie etwa 1.500 Bundesb?rger.


Glossar
Literatur