Wladimir Iljitsch Lenin (1870-1924)
Politiker

[schließen]

Wladimir Iljitsch Lenin gilt als einer der bedeutendsten Marxisten und Verfechter des wissenschaftlichen Sozialismus. Sein Ziel war der Aufbau einer klassenlosen ? kommunistischen ? Gesellschaft. Er vertrat die Auffassung, das dieses Ziel nur mit der Errichtung der ?Diktatur des Proletariats? durch die proletarische Revolution erreicht werden k?nne. Auf diesem Weg betonte Lenin die F?hrungsrolle einer kommunistischen Partei, welche die Vorhut des Proletariats darstelle. Obwohl Lenin f?r den Terror durch die Bolschewiki und an den Umw?lzungen w?hrend und nach der Oktoberrevolution, aus der das erste totalit?re Regime des zwanzigsten Jahrhunderts hervorging, mitverantwortlich war, galten seine theoretischen Arbeiten und zahlreichen Schriften der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) als Grundlage ihrer Ideologie. Sie proklamierte die alleinige Orientierung am Marxismus-Leninismus als ?wissenschaftliche Weltanschauung?. Mit dieser rechtfertigte die SED-F?hrung ihren totalit?ren Machtanspruch und ihre Politik. Lenin wurde neben Karl Marx und Friedrich Engels in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ? staatlich verordnet ? als wichtigste Autorit?t und als Wegbereiter des Kommunismus angesehen und verehrt. Die unter Lenin errichtete Diktatur des Proletariats, in Wirklichkeit jedoch die Diktatur einer Parteielite bestimmten die Politik der Sowjetunion und sp?ter auch die der DDR. Obwohl ? teilweise von seinen Anh?ngern auch heute noch verehrt ? ist Lenin doch als einer der gro?en kommunistischen Staatsverbrecher anzusehen, in dessen Namen (sp?ter) auch in der DDR zahlreiche politische ?Verbrechen? ver?bt wurden.

Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, wurde am 22. April 1870 in Simbirsk als Sohn eines adligen Schulinspektors geboern. Bereits am Gymnasium befasste er sich mit marxistischen Schriften. Nachdem sein Bruder wegen eines geplanten Attentats auf den Zaren verhaftet und erh?ngt worden war, schloss sich Lenin der revolution?ren Bewegung an. 1895 gr?ndete er dann zusammen mit Julij Martow (sp?terer Menschewikenf?hrer) den ?Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse?, einem Vorl?ufer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR). Wegen der Vorbereitung der illegalen Zeitung ?Die Sache der Arbeiter? wird er verhaftet und wegen politischer Agitation angeklagt. Von 1895 bis 1900 verbrachte er zwei Jahre in Haft und drei Jahre in der sibirischen Verbannung. Nach seiner R?ckkehr aus der Verbannung begab er sich ins westeurop?ische Exil und schrieb dort f?r die f?r Russland bestimmte Zeitung ?Iskra? (?Der Funke?). Ab diesen Zeitpunkt benutzt er den Decknamen Lenin. In der ?Iskra? beschrieb er erstmals sein Konzept einer revolution?ren Kaderpartei. Auf dem zweiten Parteitag der SDAPR in London 1903 konnte Lenin seine Positionen zum Parteiaufbau durchsetzen, es kommt zur Spaltung der SDAPR in die von ihm gef?hrten Bolschewiken (?Mehrheit?) und die gem??igten Menschewiken (?Minderheit?). Mit Ausbruch der revolution?ren Streik- und Protestbewegung kehrt Lenin 1905 nach Russland zur?ck und bef?rwortete den bedingungslosen Kampf gegen den Zaren. Nach der Niederschlagung der Aufst?nde fl?chtete er erneut ins Exil. 1912 entstand aus den Bolschewiken endg?ltig eine eigenst?ndige Partei, die Menschewiken wurden aus der SDAPR ausgeschlossen. Lenin, der auch die Parteizeitung ?Prawda? leitete, berief Josef W. Stalin ins Zentralkomitee (ZK) der SDAPR-Bolschewiki (ab 1918 ?Kommunistische Partei Russlands?). Nach seinem Aufenthalt im Schweizer Exil kehrt er nach Ausbruch der Februarrevolution 1917 mit Unterst?tzung der deutschen Regierung nach Russland zur?ck. In seinen ?Aprilthesen? forderte er den sofortigen Frieden, eine einschneidende Landreform und die Ausrufung einer R?teregierung. Als der von den Bolschewiken mitgetragene Juliaufstand scheiterte, fl?chtete Lenin erneut. Leo D. Trotzki, Lenins Vertrauter, organisierte erneut einen gewaltsamen Putsch und brachte damit die Bolschewiken an die Macht (?Gro?e Sozialistische Oktoberrevolution?). Am 7. November 1917 rief Lenin dann die R?terepublik aus. Danach begann er mit dem Aufbau eines diktatorischen Regierungssystems. Unter Lenins Vorsitz etablierte die Partei die bolschewistische Regierung (Rat der Volkskommissare), alle oppositionellen Gruppen, auch die Menschewiken, wurden radikal unterdr?ckt. In dem nunmehr gef?hrten B?rgerkrieg setzte Lenin zur Kontrolle und Unterdr?ckung der Gegenrevolution die neu gegr?ndete Geheimpolizei ?Tscheka? und die ebenfalls neu gegr?ndete Rote Armee ein. Um die Idee der Revolution auch in Westeuropa zu verbreiten, gr?ndete er die ?Kommunistische Internationale? (Komintern) und unterstellte damit die kommunistische Bewegung einer zentralen Leitung. Nach Protesten und zunehmenden Notst?nden entwickelte Lenin eine neue Wirtschaftspolitik, um die Versorgungslage und den Lebensstandart zu verbessern. Mehrere Schlaganf?lle beeintr?chtigen seine Arbeitsf?higkeit, mit der Zeit ist er kaum noch f?hig die Regierungsgesch?fte zu leiten. Gleichzeitig versucht er die Partei vor Stalin, der inzwischen in zentraler Position agiert (Generalsekret?r des ZK der KPdSU), zu warnen und durchzusetzen diesen abzul?sen, was aber nicht mehr gelingt. Am 21. Januar 1924 stirbt Lenin in Gorki bei Moskau. Seine Leiche wurde einbalsamiert und im Mausoleum auf dem Roten Platz aufgebahrt, wo er auch heute noch ?ffentlich besichtigt werden kann.


Glossar
Literatur