Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU)

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Die 1981 gegr?ndete und beim Jugendpfarramt Leipzig angesiedelte Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU) war in Zusammenarbeit mit dem Kirchlichen Forschungsheim Wittenberg (KFH) ein Zentrum der ?kologischen Bewegung in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Zeitweise hatte die Gruppe ?ber 70 Mitglieder, die in mehreren selbst?ndigen Untergruppen arbeiteten.

Die fortschreitende Umweltzerst?rung, die in und um Leipzig vor allem durch die Braunkohleabbaugebiete und das Braunkohleveredelungswerk Espenhain sehr deutlich wurde, rief ab Anfang der 1980er Jahre zunehmend Protest in Teilen der Bev?lkerung hervor. Viele B?rger, f?r die ungefilterte Abgase und ungekl?rte Abw?sser zum Lebensalltag geh?rten, engagierten sich in Umweltgruppen, die in evangelischen Kirchenr?umen Unterst?tzung und Schutz fanden. Anders als bei der Friedensbewegung f?hrte dies nicht zu Differenzen zwischen Kirchenleitung, Kirchenbasis und kirchlichen Institutionen, da eine breite innerkirchliche Diskussion zur Leistungs- und Industriegesellschaft und deren Folgen f?r das menschliche Zusammenleben zur Grundlage der sich formierenden Protestbewegung wurde. Aus diesen Debatten ?ber das Verh?ltnis von Mensch und Natur gingen dann auch die ersten Initiativen hervor, die mit ?Baumpflanzaktionen? auf die Umweltbelastungen und ?zerst?rungen hinwiesen. In diesem Kontext gr?ndete sich in Leipzig die AGU, die j?hrlich am Weltumwelttag ?ffentlichkeitswirksame Aktionen organisierte, beispielsweise Fahrraddemonstrationen (?Mobil ohne Auto?) mit denen gegen die Umweltgef?hrdung durch den Autoverkehr protestiert wurden.

Von 1981 bis 1989 gab die AGU das Informationsblatt ?Streiflichter? heraus, das neben umweltpolitischen auch gesellschaftspolitische Thematiken abhandelte. Hier zeigte sich, dass die Umweltbewegung Schnittmengen mit den anderen oppositionellen Str?mungen aufwies. Ihre Aktionen zeigten ebenso politischen Gehalt auf, wie die Initiativen anderer Gruppen. Umweltschutz meinte eben auch Gesellschaftsver?nderung und implizierte Kritik am bestehenden System. Die Unterdr?ckung und Verfolgung dieser Tendenzen durch staatliche Instanzen blieb daher nicht aus. 1988 wurde in den zentrumsnahen R?umen des Jugendpfarramtes auch eine Umweltbibliothek er?ffnet, in der sich B?rger in Fachliteratur und Samisdat-Schriften ?ber die Umweltproblematik informieren konnten.

Bis 1988 sah die AGU es als ihre Aufgabe an, eine umweltbewusste Gegen?ffentlichkeit im Rahmen der legalen M?glichkeiten herzustellen. In den ?Streiflichtern? wurden daher Adressen der kommunalen und ?bergeordneten ?mter ver?ffentlicht, an welche die Leser ihre Eingaben zu umweltpolitischen Fragen richten konnten. Die Redaktion selbst ver?ffentlichte seit Mitte der 1980er Jahre ihre Eingaben und die darauf folgende staatliche Reaktion. Dabei thematisierte man zum Beispiel den Verschmutzungsgrad der Plei?e (einem teilweise verrohrten Fluss in Leipzig), fragte aber auch danach, warum die Umweltdaten der DDR unter Geheimhaltung stehen. Differenzen ?ber die weitere Ausrichtung der AGU f?hrten 1987 zur Spaltung. W?hrend die erste Gruppe den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen und die legalen Mittel weiterhin aussch?pfen wollte, pl?dierte die zweite Fraktion f?r eine h?here Bereitschaft zur Aktion. Aus ihr ging die Initiativgruppe Leben (IGL) hervor, die durch das Herstellen und Verbreiten von Flugbl?ttern und Transparenten einen h?heren Politisierungsgrad erreichte. Im Unterschied zur IGL setzte die AGU weiter auf einen Dialog mit staatlichen Institutionen, um ihre Interessen zu vertreten. Sie trat auch f?r eine verst?rkte Vernetzung der Umweltgruppen in der DDR ein. Das Info-Heft ?Die Plei?e?, welches in einer Auflage von ?ber 1.000 Exemplaren anl?sslich des Plei?epilgerweges 1989 ver?ffentlicht wurde, war Ergebnis der verst?rkten Zusammenarbeit verschiedenster oppositioneller Gruppen. Am 23. Oktober 1989 gr?ndeten Mitglieder der AGU in Zusammenarbeit mit anderen Umweltgruppen die Leipziger Umweltorganisation ??kol?we ? Umweltbund Leipzig e.V.?, die sich heute noch f?r Umweltbelange in der Stadt einsetzt.


Glossar
Literatur