Christian F?hrer (1943-2014)
Pfarrer

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Christian F?hrer, am 5. M?rz 1943 in Leipzig geboren, studierte von 1961-66 an der Karl-Marx-Universit?t Leipzig (KMU) Theologie, arbeitete dann als Pfarrer in Lastau und Colditz, bevor er 1980 als Pfarrer an die Nikolaikirche in Leipzig berufen wurde. Er organisierte im Rahmen der Friedensdekade verschiedene Veranstaltungen, aus denen die seit September 1982 regelm??ig stattfindenden mont?glichen Friedensgebete hervorgingen, die 1989 zum Ausgangspunkt der Leipziger Montagsdemonstrationen werden sollten.

Seit 1987 war Christian F?hrer auch Ansprechpartner f?r die stetig anwachsende Masse der Ausreisewilligen, er initiierte den Gespr?chskreis ?Hoffnung f?r Ausreisewillige?. Mit der ?bernahme der Koordinierung der Friedensgebete durch Pfarrer Christoph Wonneberger erfuhren diese eine st?rkere Politisierung und widmeten sich aktuellen Problemen. Die Nikolaikirche wurde dadurch zu einer festen Institution des politischen Protestes. Dies erh?hte aber auch die Gefahr der staatlichen Einflussnahme auf die Kirche. F?hrer seinerseits schwankte zwischen Opposition und Loyalit?t gegen?ber der Leipziger Kirchenleitung. Obwohl er 1986 als Ausdruck des Willens zur aktiven Solidarit?t an der Kirche Schilder mit der Aufschrift ?Nikolaikirche ? Offen f?r alle? anbringen lie?, kam es nach der Sommerpause 1988 zum Eklat. Die w?chentlichen Friedensgebete sollten nicht mehr von den Basisgruppen gestaltet werden, F?hrer distanzierte sich deutlich von den politisch motivierten Gruppen und deren Anliegen mit den Worten: ?Das sind keine Leute von uns?. Die Basisgruppen trugen ihren politischen Protest in den folgenden Monaten in den ?ffentlichen Raum, die Gefahr staatlicher Zugriffe erh?hte sich. Die Schlie?ung eines Kompromisses erm?glichte der organisierten Leipziger Opposition (beispielsweise der Arbeitsgruppe Menschenrechte (AGM), dem Arbeitskreis Gerechtigkeit (AKG) und der Initiativgruppe Leben (IGL) die R?ckkehr in die Nikolaikirche. Christian F?hrer vermied zu diesem Zeitpunkt, uneingeschr?nkte Solidarit?t mit den Oppositionellen zu bekunden, um m?gliche Konsequenzen von staatlicher Seite zu vermeiden.

Die Organisation eines Pilgerweges im Rahmen des Olof-Palme-Friedensmarsches 1987 und die Moderation von F?rbittandachten f?r die anl?sslich der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration in Berlin verhafteten Oppositionellen ein Jahr sp?ter, waren Aktivit?ten, die ihn ins Visier des Ministeriums f?r Staatssicherheit (MfS) geraten lie?en. Ihm, wie auch Pfarrer Wonneberger, drohte 1988 eine Haftstrafe, wegen Verletzung des Rechtes der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). F?hrer wurde in den 1980er Jahren vom MfS in den operativen Vorg?ngen (OV) ?Igel? und ?Prediger? bearbeitet.

Nach der Wiedervereinigung setzte sich Pfarrer F?hrer f?r den Fortbestand der Montagsandachten ein. So gestaltete er in diesem Rahmen kirchliche Veranstaltungen gegen den Golfkrieg, gegen die kriegerischen Auseinandersetzungen im Kosovo, aber auch gegen Armut und ihre Folgen sowie ?Hartz IV?. Im Jahr 2008 ging er in den Ruhestand. Nach langer Krankheit verstarb er am 30. Juni 2014. Anl?sslich des 25. Jahrestages der Friedlichen Revolution in der DDR und des Mauerfalls erhielt Christian F?hrer als Repr?sentant der Leipziger Montagsdemonstrationen gemeinsam mit Christoph Wonneberger und Uwe Schwabe sowie dem Archiv B?rgerbewegung Leipzig e.V. im Jahr 2014 den Deutschen Nationalpreis. Nur kurze Zeit sp?ter verstarb er nach langer Krankheit am 30. Juni 2014.


Glossar
Literatur