Friedrich Schorlemmer (geb. 1944)
Theologe, Publizist und Mitbegr?nder der Partei Demokratischer Aufbruch

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Der als Sohn eines Pfarrers am 16. Mai 1944 in Wittenberge geborene, wuchs in Werben (Altmark) auf. Nachdem ihm der Besuch der Erweiterten Oberschule (EOS) verwehrt wurde, erwarb er das Abitur an der Volkshochschule. 1962 verweigerte Schorlemmer den Wehrdienst. Im gleichen Jahr begann er das Studium der Theologie an der Martin-Luther-Universit?t in Halle. Nach dem Vikariat in Halle-West und der T?tigkeit als Studieninspektor in einem Studentenwohnheim 1968 folgte 1970 seine Ordination. Von 1971 bis 1978 war er als Jugend- und Studentenpfarrer in Merseburg t?tig. Zudem war er ab 1976 Mitglied von Synoden auf Landeskirchen- und DDR-Ebene. Seine T?tigkeiten als Dozent am Evangelischen Predigerseminar sowie als Prediger an der Schlosskirche in Wittenberg begann er 1978. Ab 1992 bis 2007 arbeitete er als Studienleiter an der Evangelischen Akademie Wittenberg.

Sein theologisches Engagement ging einher mit seinem politischen. Seit den 1960er Jahren wirkte Schorlemmer an verschiedenen politischen Aktionen, z.B. gegen die neue Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) oder den milit?rischen Einmarsch in der Tschechoslowakei 1968, mit. Mitglied der Friedens-, Menschenrechts- und Umweltbewegung war er bereits seit den 1970er Jahren.

1983 unterst?tzte Schorlemmer die auf dem Kirchentag in Wittenberg auf dem Lutherhof vor zahlreichen Zuschauern stattfindende legend?re symbolische Umschmiedeaktion eines Schwertes zur Pflugschar, in Anlehnung an die in 1981 verbotene Losung ?Schwerter zu Pflugscharen?, die sich auf eine Verhei?ung aus dem Alten Testament (Micha 4,3) bezieht und das Symbol der unabh?ngigen Friedenbewegung der DDR war (vgl. dazu auch ?kumenische Friedensdekade). Weite Verbreitung erfuhr dieses Zeichen durch das Tragen desselben als Aufn?her an Jacken, Taschen, M?tzen u.?.

Der Theologe Schorlemmer legte 1988 zusammen mit einer Wittenberger Friedensgruppe dem regionalen Evangelischen Kirchentag in Halle die ?20 Wittenberger Thesen? zur Demokratisierung der DDR vor bzw. verlas diese. In den Jahren 1988 und 1989 war er zudem Berater der ?kumenischen Versammlung f?r Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Sch?pfung in der DDR.

Er geh?rt zu den Mitbegr?ndern des Demokratischen Aufbruchs (DA) in Dresden am 21. August 1989, eine Interessenvertretung, die sp?ter zur Partei wurde. In dieser Funktion sprach er bei der gr??ten Protestdemonstration in der Geschichte der DDR am 4. November 1989 in Berlin. Er sprach sich f?r eine demokratische Erneuerung der DDR aus. Dies bekr?ftigte er abermals am 26. November 1989, als er den Aufruf ?F?r unser Land? mitunterzeichnete.

Im Januar 1990 wechselte Schorlemmer zur SPD der DDR, da der DA unter der F?hrung Wolfgang Schnurs politisch der CDU folgte. Von 1990 bis 1994 war er Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtparlament von Wittenberg. Desweiteren ist er Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission, des PEN-Zentrums und Mitglied im Beirat der Vereinigung ?Gegen Vergessen ? F?r Demokratie?. 1997 war er Mitunterzeichner der ?Erfurter Erkl?rung?.

Auch heute engagiert er sich noch immer aktiv politisch. Seit 2006 ist er Mitherausgeber der Wochenzeitung ?Freitag?, 2009 trat er dem globalisierungskritischen Netzwerk ?attac? bei, 2010 gr?ndete er das ?Institut Solidarische Moderne? mit. Des Weiteren schrieb er zahlreiche Publikationen.

Schorlemmer erhielt f?r sein Engagement zahlreiche Auszeichnungen, so 1989 die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga f?r Menschenrechte, 1993 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2009 das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland.


Glossar
Literatur