Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP) / Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

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Am 7. Oktober 1989 gr?ndete sich im Pfarrhaus von Schwante, einem kleinen Ort n?rdlich von Berlin, die Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP). Vordenker der Gr?ndung waren die beiden Pfarrer Martin Gutzeit und Markus Meckel. Beide hatten, auch um sich von eher konsensorientierten oppositionellen Vorstellungen abzugrenzen, die Parteigr?ndung langfristig vorbereitet. Ende August 1989 waren sie dann gemeinsam mit Arndt Noack, Ibrahim B?hme (sp?ter als Inoffizieller Mitarbeiter des Ministerium f?r Staatssicherheit enttarnt) und Helmut Becker mit einem Aufruf zur Gr?ndung einer sozialdemokratischen Partei an die ?ffentlichkeit getreten.

W?hrend andere oppositionelle Gruppierungen auf inhaltliche und organisatorische Offenheit setzten, trat die SDP mit einer parteipolitisch orientierten Programmatik und einer festen Organisationsstruktur auf. Zum Gesch?ftsf?hrer wurde Ibrahim B?hme bestimmt, zum ersten Sprecher Stephan Hilsberg. Die Gr?ndung der SDP war ein bewusster Angriff auf das Machtmonopol der SED und stellte offen deren Legitimation als Einheitspartei von Kommunisten und Sozialdemokraten in Frage.

Die SDP wurde schnell als oppositionelle Partei wahrgenommen. In zahlreichen Orten bildeten sich regionale Gruppen. Die Partei engagierte sich an den Runden Tischen, am Zentralen Runden Tisch (ZRT) in Berlin erhielt sie zwei Sitze. Nachdem sich die SDP anf?nglich von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) in der Bundesrepublik abgrenzte, wand sie sich ihr zunehmend zu und erhielt von dieser umfangreiche Unterst?tzung. Am 13. Januar 1990 erfolgte nach einem Beschluss der Delegiertenkonferenz in Berlin die Umbenennung der SDP in SPD. Mit Walter Romberg als Minister ohne Gesch?ftsbereich stellte die SPD ab 29. Januar 1990 ein Mitglied der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) unter Ministerpr?sident Hans Modrow.

Ihren ersten Parteitag f?hrte die SPD vom 22. bis 25. Februar 1990 in Leipzig. Die Delegierten w?hlten Ibrahim B?hme zum Parteivorsitzenden und verabschiedeten ein Grundsatzprogramm sowie ein Statut. Au?erdem wurde der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt zum Ehrenvorsitzenden der SPD der DDR bestimmt.

Die erste freie Volkskammerwahl am 18. M?rz 1990 verlief f?r die SPD entt?uschend. Lange als Favorit gehandelt, erhielt sie auch aufgrund ihrer z?gerlichen Haltung zu einem schnellen Vollzug der Deutschen Einheit, nur 21,7 % der Stimmen. Die SPD beteiligte sich an der Koalitionsregierung von Ministerpr?sident Lothar de Maizi?re (CDU) und stellte sieben Ministerposten. Minister wurden unter anderen Markus Meckel (Au?enminister), Regine Hildebrandt (Arbeits- und Sozialministerin) sowie Walter Romberg (Finanzminister). Nach koalitionsinternen Streitigkeiten legten die SPD-Minister am 20. August 1990 ihre ?mter nieder und beendeten damit die Koalition.

Nachdem Ibrahim B?hme aufgrund der bekannt gewordenen langj?hrigen IM-T?tigkeit am 1. April 1990 vom Amt des Parteivorsitzenden zur?cktrat, wurde dieses ?bergangsweise von Markus Meckel ?bernommen. Die Delegierten eines Sonderparteitages w?hlten am 9. Juni 1990 Wolfgang Thierse zum Vorsitzenden. Die SPD der DDR vereinigte sich am 26. September 1990 mit der bundesdeutschen SPD.


Glossar
Literatur