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Inventar-Nr: 15384/1
Objekt: Aktenkoffer


Aktenkoffer für versteckte Maschinenpistole "Skorpion" Vz 65

Der Aktenkoffer wurde vom Operativ-technischen Sektor (OTS) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) durch einen speziellen Holzeinbau zu einer Tarnung für eine Maschinenpistole "Skorpion" umfunktioniert (Der Koffer war somit eine "Waffenmaske" - vgl. auch "operative Personenmaskierung"). Die Pistole konnte durch eine mechanische Metallkonstruktion direkt aus der Tarnung heraus abgefeuert werden. Da das Endstück dieser Konstruktion fehlt, kann nur gemutmaßt werden, wie die Bedienung genau funktionierte. Sicher ist aber, dass sich der Auslöser in der Nähe des Koffergriffs befand, da sich unmittelbar neben der Halterung des Griffs, der nicht mehr vorhanden ist, ein kleines Loch im Koffer befindet, durch das das Endstück der Abzugskonstruktion verlief (siehe Detailfotos vom Koffer). Die Heimtücke der Tarnung war von außen nicht zu erkennen, da sich an der Seite des Koffers auch kein Loch für den Lauf der Waffe befindet - bei Gebrauch der Waffe wäre die Kofferwand von der Patrone einfach durchschlagen worden. Vermutlich wurde der Koffer für den Personenschutz eingesetzt.

Die "Skorpion" (Deckbezeichnung "Mittel I/S") wurde unter anderem an den Grenzübergangsstellen (GÜST) von ausgewählten Passkontrolleinheiten (PKE) verwendet, deren "Abfertigungskoffer" (enthielten Utensilien für die Passabfertigung: Stempel, Formulare usw.) auch zu Waffenmasken umgebaut werden konnten (vgl. auch einen getarnten Elektroschocker sowie weitere Waffen).

Das MfS war kein ziviler Geheimdienst, sondern gehörte zu den "bewaffneten Organen" der DDR, die als solche auch der Landesverteidigung zu dienen hatten. Das Ministerium war demnach streng militärisch organisiert: Jeder hauptamtliche Mitarbeiter hatte einen Dienstgrad, zivile Angestellte gab es seit 1986 gar nicht mehr (So hatten z. B. selbst Küchengehilfen den Rang eines Unterfeldwebels). Die militärische Aus- und Weiterbildung war fester Bestandteil jeder hauptamtlichen MfS-Laufbahn, zur Ausstattung jedes Arbeitsplatzes gehörte neben dem Schreibtisch auch ein Schrank mit einer kompletten militärischen Ausrüstung (Uniform, Schutzausrüstung, Schlafsack usw.). Eine Maschinenpistole und weitere Waffen wurden in Waffenkammern auf den Fluren der Dienstgebäude verwahrt. Für die Wartung und Ausgabe der militärischen Ausrüstung war die Abteilung Bewaffnung / Chemischer Dienst (BCD)zuständig. Darüber hinaus verfügte das Ministerium mit dem Wachregiment "Feliks E. Dzierzynski" über eine eigene militärische Formation. Das "Schild und Schwert der Partei", als das sich die Stasi selbst sah, war also bestens darauf vorbereitet, die Partei und ihre Diktatur notfalls auch mit Waffengewalt zu schützen.

Allein im Bereich der BVfS Leipzig wurde Ende 1989/Anfang 1990 folgende Bewaffnung sichergestellt: 947 Pistolen AP9, 2.997 Pistolen Makarow, 1.794 Maschinenpistolen, 76 Scharfschützengewehre, 115 Panzerbüchsen, 12 schwere Maschinengewehre, fast 2 Mio. Patronen Maschinenpistolenmunition, 500.000 Patronen Pistolenmunition, 8.060 Handgranaten RG0-5, 24 Panzerhandgranaten RKG-3M, 8.226 Granaten PG-7, 21 Schiffssprengpatronen, 31 kg plastischer Sprengstoff PLPN-10, 1.100 m Sprengschnur, 1.133 Sprengkapseln sowie 680 Sprengzünder.


Sammlung: Waffen
Datierung: 1970er/80er Jahre
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Breite: 43,5 cm; Höhe: 8 cm; Tiefe: 33 cm
Material: Schale: Kunstleder, Pappe,
Einbau: Holz, Metall,
Verschluss: Stahlblech
Farbe: Schale: schwarz,
Verschluss: silber,
Einbau: hellbraun
Verwendung: Transport und Aufbewahrung, Bewaffnung, Kontrolle an der Grenze











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